Taucher-Kompaß Restaurieren

Tiefenmesser, Tauchcomputer, Uhren,...
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oxydiver
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von oxydiver »

Hallo Volker,

ist das Bundewehr Navi-Brett wirklich aus Holz so wie es aussieht?

Micha
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Lekies
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Lekies »

Ja! fand ich auch bemerkenswert und.... es schwimmt! Hat beimTauchgang immer über mir geschwebt....
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Franz
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Moin,

nochmal zu den Kompassen von Wilkie, Frank Liebau, ein Kompass-Sammler, hat mir diese Auskunft gegeben.

: )
Franz

Guten Morgen Herr Rothbrust,

vielen Dank für Ihre Nachricht.
WILKIE begann seine Kompassproduktion in Fürth erst Mitte der 1950er Jahre. Vor 1955 gab es keine Kompassmodelle von WILKIE. Man arbeitete besonders mit C.Stockert & Sohn und PASTO zusammen (Taschenkompasse). Fluidmodelle kennen wir nur von WILKIE und PASTO (Paul Stockert).
Vermutlich wurden die Modelle erst ab Ende der 1950er Jahre zum Verkauf angeboten. Im Katalog von 1972 sind sie noch zu finden.

http://www.die-kompassmacher.de

Viele Grüße,
Frank Liebau
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Franz
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

So Jungs,

jetzt aber ran:

http://www.ebay.com/itm/MILITARY-ROYAL- ... 1883644983?

Waidmannsheil!

: )
Franz
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oxydiver
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von oxydiver »

Hallo Orientierungstaucher,

da ich nun endlich auch den zum russischen Tiefenmesser passenden russischen Kompass bekommen habe könnte man auch mal wieder über ein Navigationsbrett a la KSK18 nachdenken. Ich habs mal auf einem Schneidebrett zusammengelegt.
navboard.jpg
Wird niedlich klein, wobei die Farbe "weiß" geht ja gar nicht :-) Die Uhr ist natürlich auch noch nicht stilecht, da bräuchte man dann eher so eine:
Taucheruhr russisch.JPG
Taucheruhr russisch.JPG (21.53 KiB) 26619 mal betrachtet
Ist dann allerdings so groß wie der Kompass.

Beim Kompass sind die Kimme und Korn Nippel abgebrochen, die waren aufgeklebt. Einen habe ich noch und könnte die aus Acryl nachfertigen. Innen sind sie mit Leuchtfarbe gefüllt. Wer hat noch ein bischen Farbe übrig? Besitzt jemand eine Anleitung zum Kompass, als scan?

Gruß Micha
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Franz
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Michael,

schau mal hier: http://compassmuseum.com/wrist/wrist_d2.htm Den KNM findet man am Ende der Seite.

Der Betreiber der Webseite, Jean Partick Donzey, kommt in zwei Wochen nach Neustadt.

Gruß,

Franz


KNM (KHM auf Russisch)
Steckbrief: Hersteller war ein Werk der früheren Sowjetunion (es liegen momentan keine weiteren Infos vor).
Die drei Buchstaben KNM sind die Anfangsbuchstaben des russichen Wörter kompass, narutschnii, magnetnii (Kompass, Armband, magnetisch).

(Die nachstehende Beschreibung wird mit der freundlichen Genehmigung von Kim nachgedruckt. Siehe seine Website Russian Diving.)

The compass (Fig. 51) is used to work out direction under water. It can also be used on the surface during the day or night

The KNM (KHM) compass consists of the three main parts: body (4), card (3) and base (7). The compass body is a truncated cone made of transparent plastic. The bottom part of the cone is joined to the base. Scale (8) is engraved on the side surface of the body. There is 10 deg. between marks and 30 deg. between digits. Two hands are engraved on top of the body parallel to the line 0 – 180 deg. Two trackers are installed there as well: subject tracker (9) and eye tracker (2). In the middle of the base a column with a pin is fixed. The compass card rests on it. The compass card is made of the same plastic as the body. The card has two magnets placed parallel to each other. A hand is engraved on top of the card. Marks, hands, trackers on the compass body and hands on the card are covered with fluorescent paint that make it possible to use the compass in darkness.

To minimise card pressure, pin friction and stop it vibrating, the body of the compass is filled with 50% glycol solution or 43% ethanol solution. However, there is still a small air bubble left (diameter 8–10 mm). The bubble is necessary to stop pressure mounting in the body when the liquid expands. It also shows the horizontal position of the compass. When the compass is in horizontal position, the bubble is inside the circle (1) that is drawn on compass body.
The compass base is an aluminium ring that encircles the body. There is an index (6) on the base and two bars (5) used to attach the strap. The strap is used to secure the compass on a diver’s hand. The body of the compass can be easily turned in the base so that any mark can be aligned with the index. Such alignment is useful so that a diver does not have to remember a set direction under water.

To move under water or on land according to the set azimuth, its corresponding mark needs to be aligned with the index on the base. The compass needs to be in horizontal position and needs to be rotated in horizontal plane until the card hands are parallel to the body hands. The direction of the movement is decided from the index on the base.
Taucherkompass



(Bild anklicken: Ansicht zusammmen mit Metall-Schutzgehäuse)

Bedienungsanweisung - Abb. 51
(s. Übersetzung rechts) Abb. 51 - Armbandkompass
1. Kreis zum Zentrieren der Blase /
Horizontalstellung des Gehäuses
2. Visierkimme
3. Kompassscheibe
4. Gehäuse
5. Armbandösen
6. Marschrichtungspfeil
7. Grundplatte
8. Teilkreis
9. Visierkorn
knm_drawing.jpg
knm_drawing.jpg (9.59 KiB) 26616 mal betrachtet

Datenblatt
- Durchmesser: Basis 70, Lünette 55 mm
- Höhe: 35 mm
- Gewicht: 165 g
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Franz
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Moin moin,

der "Engländer" mußte wieder auseinandergenommen werden. . . . Es hat sich eine Luftblase gebildet, das Gehäuse ist also undicht. Die Rosenkarte hing schief, weil einer der Stabmagneten abgefallen war.
L1160034.jpg
Auf der Rosenkarte hat sich ein "Mulm" gebildet.  Die Leuchtfarbe ist aufgequollen.  Nach dem Trocknen ist die Rosenkarte wie von Zuckerguß überzogen, der sich leicht abkratzen läßt. Das Silikonöl verträgt sich nicht mit der Leuchtfarbe. Seltsamerweise ist die Leuchtfarbe auf der Innenseite der transparenten Kuppel (Bild oben, unten rechts) heil geblieben.
Auf der Rosenkarte hat sich ein "Mulm" gebildet. Die Leuchtfarbe ist aufgequollen. Nach dem Trocknen ist die Rosenkarte wie von Zuckerguß überzogen, der sich leicht abkratzen läßt. Das Silikonöl verträgt sich nicht mit der Leuchtfarbe. Seltsamerweise ist die Leuchtfarbe auf der Innenseite der transparenten Kuppel (Bild oben, unten rechts) heil geblieben.
Hier die beiden Stabmagnete neben dem Kompasslager. Das Kompassöl hat die Klebeverbindung gelöst. Das Lagerteil ist mit vier Schrauben, Gewindeaußendurchmesser 0,6 mm, mit der Rosenkarte verschraubt.
Hier die beiden Stabmagnete neben dem Kompasslager. Das Kompassöl hat die Klebeverbindung gelöst. Das Lagerteil ist mit vier Schrauben, Gewindeaußendurchmesser 0,6 mm, mit der Rosenkarte verschraubt.
Jetzt ist erstmal fachlicher Rat gefragt und Ich kenne jemand, der hat fünf Jahrzehnte bei Ludolph Kompasse gebaut.
(www.ludolph.de)

: )
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Hallo Zusammen!

Es kommt ein neues Projekt auf uns zu:
Tschechischer "PL 40", den hatte Dusan am Lingenfelder See mit im Gepäck. . .    Innen ist oben ein Zwischenboden in dem die Luftblase hin und her wandern kann ohne die Rosenkarte zu berühren.
Tschechischer "PL 40", den hatte Dusan am Lingenfelder See mit im Gepäck. . . Innen ist oben ein Zwischenboden in dem die Luftblase hin und her wandern kann ohne die Rosenkarte zu berühren.
Das Öl ist eingetrübt, die Skala "verstaubt". .
Das Öl ist eingetrübt, die Skala "verstaubt". .
Das Kugelgehäuse hat einen Durchmesser von 70 mm und ist mit dem unteren Boden verklebt, man sieht Luftblasen im Kleber bei genauerem Hinsehen.  Wie bekommt man die Gehäuseteile auseinander?  Die Klebeverbindung läßt sich vielleicht mit Wärme im Wasserbad lösen.  Dusan schickt noch einen zweiten Kompass mit schief hängender Rosenkarte, an dem kann ausprobiert werden.
Das Kugelgehäuse hat einen Durchmesser von 70 mm und ist mit dem unteren Boden verklebt, man sieht Luftblasen im Kleber bei genauerem Hinsehen. Wie bekommt man die Gehäuseteile auseinander? Die Klebeverbindung läßt sich vielleicht mit Wärme im Wasserbad lösen. Dusan schickt noch einen zweiten Kompass mit schief hängender Rosenkarte, an dem kann ausprobiert werden.
Sollte die "OP" gelingen, wird nach dem Verkleben das Öl über eine kleine 3 mm Bohrung wieder aufgefüllt (Pfeil).  Das Loch wird danach mit Keber (Araldit?) versiegelt.
Sollte die "OP" gelingen, wird nach dem Verkleben das Öl über eine kleine 3 mm Bohrung wieder aufgefüllt (Pfeil). Das Loch wird danach mit Keber (Araldit?) versiegelt.
Unter Wasser "schrumpft" die Rosenkarte um 1/3. . .  Das schöne alte Einmachglas ist von Cecile & Jean Grepinet, darin waren eingemachte Kirschen aus dem Beaujolaise.
Unter Wasser "schrumpft" die Rosenkarte um 1/3. . . Das schöne alte Einmachglas ist von Cecile & Jean Grepinet, darin waren eingemachte Kirschen aus dem Beaujolaise.
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Freunde,
Dusans zweiter Kompass ist eben angekommen:
So ein verschnürtes Paket erinnert an alte Zeiten, hat was.
So ein verschnürtes Paket erinnert an alte Zeiten, hat was.
Die Rosenkarte hängt schief, das Öl ist trüb. . .
Die Rosenkarte hängt schief, das Öl ist trüb. . .
Hat jemand eine Idee wie man die verklebten Gehäusehälften auseinander bekommen könnte? Vielleicht im Wasserbad, aber nur unten herum. . . Es ist wohl besser vorher die Einfüllöffnung aufzubohren

Micha, sach mal watt.

: )
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Sa 2. Jul 2016, 16:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Franz
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Kompass-Schrauber!

Also das Wasserbad hat nicht geholfen, der Kugelkörper und die Bodenplatte sind nicht auseinander zu hebeln. Wenn es Zweikomponentenkleber gewesen wäre, hätten sich die erhitzten Teile voneinander lösen lassen. Es ist anzunehmen, das die beiden Teile an der Klebefläche mit Lösungsmittel angelöst und zusammen gepresst wurden.
Das Öl wurde abgelassen. Über einen dünnen "Docht" floß es Tropfen für Tropfen durch das 2,5 mm Einfülloch ins Marmeladeglas.    Jetzt sieht man, daß das Magnetsystem von der Rosenkarte abgefallen oder abgebrochen ist.
Das Öl wurde abgelassen. Über einen dünnen "Docht" floß es Tropfen für Tropfen durch das 2,5 mm Einfülloch ins Marmeladeglas. Jetzt sieht man, daß das Magnetsystem von der Rosenkarte abgefallen oder abgebrochen ist.
Die Bodenplatte ist ein Drehteil, das erkennt man auf allen Seiten an den Bearbeitungsspuren. Um die Platte zu entfernen, müsste man sie an der Drehbank einfach abdrehen. Es stellt sich die Frage ob man das bei dem alten Instrument machen soll? So wäre zwar die Bodenplatte nichtmehr original, dafür könnte man den Kompass wieder funktionsfähig machen. . .

: )
Franz
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УГК-1 GER
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von УГК-1 GER »

Guten Abend Franz,

kann leider nicht sehen ob die "Kompaßkugel" stumpf auf die Grundplatte aufgesetzt ist.

Sollte das der Fall sein, könnte man mit einer feinen Trennscheibe (Dremel, Proxxon etc.) die Klebenaht v o r s i c h t i g von außen anfräsen.
Bevor alle Welt nur noch mit Cyanolite und Epoxy-Zweikomponente klebte waren häufig Kontaktkleber (wie das gute alte Pattex) üblich.
Wenn der Kunstoff ("Acylglas") der Kompasskugel Aceton abkann (bitte vorher an unbedenklicher Stelle ausprobieren), kann man dann mit der von
aussen angeritzten Klebenaht mal ein Acetonbad probieren (flach, damit hauptsächlich nur die Grundplatte drinliegt). Der Kleber sollte dann verhärten
und brüchig werden. Durch die Ölablassöffnung kann man auch vorsichtig (bitte keine 200 bar) mit etwas Druck unterstützen.

Sollte die Grundplatte in die Kompasskugel eingelassen sein, wird es allerdings sportlich, da hier nicht gefräst werden kann.

Zusammenbau: Kleberreste möglichst vollständig mit Kleinfäser (Dremel/Proxon + Zahnarztfräser, ein gut erzogener Zahnarzt schmeisst sowas nicht weg, sondern gibt es nach der medizinischen Karriere an den bevorzugten Modellbauer weiter) entfernen, danach mit langsam trocknenden Epoxy-Kleber (z.B. Uhu endfest 300) wieder zusammenkleben.

Viel Erfolg !

Hajo
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oxydiver
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von oxydiver »

Hallo Franz,

ne bessere Idee als Hajo habe ich auch nicht. Da du ja ne Drehbank hast könntest Du die Proxxon Methode noch verfeinern indem Du Dir einen ganz dünnen Abstechstahl schleifst (oder aus nem alten Metallsägeblatt bastelst) und den Boden so abstichst. Falls tatsächlich stumpf aufgeklebt fällt er dann ab oder weiter mit Hajos Methode. Dem Abstechspalt dann wieder mit Acrylfix verkleben und überpolieren.

Gruß Micha

... wenn der Boden mit Bund eingeklebt ist könnte man natürlich auch nicht entlang der alten Klebenaht abstechen sondern im schrägen Winkel in Richtung oberer innerer Kante. Mit Acrylfix verschlossen dürfte man das nacher nicht mehr groß sehen....
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Franz
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Hajo, Micha,

danke für die Tips. Bei genauerem Hinsehen war festzustellen, daß die Bodenplatte flach von unten "stumpf" am Kugelgehäuse sitzt. Die Bodenplatte vom zweiten Kompass ist kaput, am Rand eingebrochen, sie muß sowieso ausgetauscht werden und so bin ich mit einen 1,5 mm breiten Stechstahl "ran".
Bei langsamer Drehzal, kleinstem Handvorschub sowie etwas Herzklopfen wurden die Teile getrennt.
Bei langsamer Drehzal, kleinstem Handvorschub sowie etwas Herzklopfen wurden die Teile getrennt.
So sehen die Einzelteile aus. . .  Alles ist mit einer dünnen Belagschicht überzogen.
So sehen die Einzelteile aus. . . Alles ist mit einer dünnen Belagschicht überzogen.
Das Magnetsystem und die Rosenkarte waren miteinander verklebt, sind auseinandergefallen.  Rechts oben um den "Dobben" sind deutlich Klebstoffreste zu sehen.  Die Rosenkarte ist aus hauchdünnem Aluminium gepresst.
Das Magnetsystem und die Rosenkarte waren miteinander verklebt, sind auseinandergefallen. Rechts oben um den "Dobben" sind deutlich Klebstoffreste zu sehen. Die Rosenkarte ist aus hauchdünnem Aluminium gepresst.
Die Bodenplatte war mit dem Kugelgehäuse verklebt, es sind noch Kleberreste zu sehen.  Der Kleber blieb temperaturfest, vielleicht war das Gehäuse nicht lang genug im Wasserbad. . . Die Rosenkarte ist federnd gelagert.
Die Bodenplatte war mit dem Kugelgehäuse verklebt, es sind noch Kleberreste zu sehen. Der Kleber blieb temperaturfest, vielleicht war das Gehäuse nicht lang genug im Wasserbad. . . Die Rosenkarte ist federnd gelagert.
Blick ins Kugelgehäuse. Wandstärke am Boden: 4, 5 mm, am "Äquator" sind es fast 8 mm.
Blick ins Kugelgehäuse. Wandstärke am Boden: 4, 5 mm, am "Äquator" sind es fast 8 mm.
: )
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Di 12. Jul 2016, 06:40, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Hallo Zusammen!

Ein kurzer Zwischenbericht, Dusan hat bei Mikrotechna in Prag nachgefragt:

- Aus welchem Kunststoff wurde das transparente Gehäuse hergestellt?

- Welches Öl wurde verwendet?

- Gibt es noch Ersatzteile?

Das Kugelgehäuse ist kein Spritzgußteil sondern ein Drehteil. Außen ist die Oberfläche perfekt. Es ist leichter außen zu pollieren als innen. Man sieht, wenn man genau hinschaut, innen noch Bearbeitungsspuren von der Drehbank. Zudem ist der Innendurchmesser oben und unten gleich, 55mm. Bei einem Spritzgussteil wäre, damit innen entformt werden kann, die Kontur leicht kegelig, der Durchmesser unten etwas größer.

Gruß
Franz
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Hallo Zusammen!

Inzwischen habe ich den zweiten Kompass wieder zusammengebaut.
Das Magnetsystem mit zwei Stabmagneten.
Das Magnetsystem mit zwei Stabmagneten.
Kompassrose von unten
Kompassrose von unten
Kompassrose nach der Reinigung mit Spiritus.  Die schwarze Lackierung ist mit den Jahren fleckig geworden.
Kompassrose nach der Reinigung mit Spiritus. Die schwarze Lackierung ist mit den Jahren fleckig geworden.
Das Magnetsystem und die Kompassrose wurden mit ölresitentem Zweikomponentenkleber verklebt. Die Ausrichtung zwischen beiden Teilen muß stimmen, dazu dient der Strich auf dem Untergrund. Den hatte ich vorher ausgepeilt.  Die Kompassrose wurde durch Aufbringen von einigen Tropfen Kleber an den entsprechenden Stellen anschließend waagrecht ausbalanciert.
Das Magnetsystem und die Kompassrose wurden mit ölresitentem Zweikomponentenkleber verklebt. Die Ausrichtung zwischen beiden Teilen muß stimmen, dazu dient der Strich auf dem Untergrund. Den hatte ich vorher ausgepeilt. Die Kompassrose wurde durch Aufbringen von einigen Tropfen Kleber an den entsprechenden Stellen anschließend waagrecht ausbalanciert.
Das Polycarbonatgehäuse wurde mit UHU "Hart" Kunststoffkleber verklebt und eine Woche zum Ablüften auf den Heizkörper gelegt. Auch dieser Kleber ist ölresistent.  Aufgefüllt wurde mit dünnflüssigem Silikonöl.
Das Polycarbonatgehäuse wurde mit UHU "Hart" Kunststoffkleber verklebt und eine Woche zum Ablüften auf den Heizkörper gelegt. Auch dieser Kleber ist ölresistent. Aufgefüllt wurde mit dünnflüssigem Silikonöl.
Der Stöpsel steckt noch in der Einfüllöffnung und muß noch verklebt und abgeschnitten werden.  Ich will noch einige Zeit damit warten, wer weiss, vielleicht leckt das Gehäuse in einigen Tagen.
Der Stöpsel steckt noch in der Einfüllöffnung und muß noch verklebt und abgeschnitten werden. Ich will noch einige Zeit damit warten, wer weiss, vielleicht leckt das Gehäuse in einigen Tagen.
Schön, daß das alte Teil wieder funktioniert.

: )
Franz
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Franz hat geschrieben:Hallo Zusammen!

Ein kurzer Zwischenbericht, Dusan hat bei Mikrotechna in Prag nachgefragt:

- Aus welchem Kunststoff wurde das transparente Gehäuse hergestellt?

- Welches Öl wurde verwendet?

- Gibt es noch Ersatzteile?

Das Kugelgehäuse ist kein Spritzgußteil sondern ein Drehteil. Außen ist die Oberfläche perfekt. Es ist leichter außen zu pollieren als innen. Man sieht, wenn man genau hinschaut, innen noch Bearbeitungsspuren von der Drehbank. Zudem ist der Innendurchmesser oben und unten gleich, 55mm. Bei einem Spritzgussteil wäre, damit innen entformt werden kann, die Kontur leicht kegelig, der Durchmesser unten etwas größer.

Gruß
Franz
Der Hersteller hat geantwortet, hier die Nachricht von Dusan:

Hallo Franz,
an Deine E - Mail bezüglich zum Kontakt an Letecké přístroje Praha, s.r.o. (Flight Instruments Prague, Ltd.).
Die Antwort vom Letecké přístroje Praha bekam ich ein paar Informationen:

- es geht um eine Bussole aus dem Kompass LUN 1222.1,
- der Körper ist erzeugt aus Polymethylmetakrylat (PMMA - "Plexiglas") Ausgießen und nachfolgend Bearbeitung,
- die Dämpfungsflüssigkeit ist ein Schwerbenzin der Fraktion 140/200 (etwa ein Lackbenzin Benzin - es muss ohne Toluol sein),
- sie machen eine Generalreparatur Bussolen, aber eine Bedingung ist eine Erhaltung die Mitte der Rosette und Magneten, (erfüllen wie hier die Bedingungen?),
- einen Plexiglastiegel (eine Plexiglaskugel) und einen Boden liefern sie ganz neue,
- die Ziffern an der Rosette montieren sie mit weißen Farbe oder mit einem Nachleuchten Pigment,
- die Firma hat einen Umbau an Taucherkompass durchgeführt nicht.

Der Preis der Generalreparatur des ganzen Bussole betragt 6 290,- Czk (etwa 233 Euro).

Mit besten Grüßen
Dusan
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Freunde,
der englische Patient war auf dem OP, er zeigt wieder nach Norden. . . Der Kompass wurde bereits auf der ersten und dritten Seite vorgestellt.
Um die Magnete wieder ganz genau ankleben zu können, wurde eine kleine Hilfsvorrichtung gefräst.  So konnte das Mittellager genau positioniert werden.  Verklebt wurden die Magnete mit ölresitenem Zweikomponentenkleber.
Um die Magnete wieder ganz genau ankleben zu können, wurde eine kleine Hilfsvorrichtung gefräst. So konnte das Mittellager genau positioniert werden. Verklebt wurden die Magnete mit ölresitenem Zweikomponentenkleber.
Hier das fertige Magnetsystem auf den Lagerstift. Oben sieht man die vier Gewindelöcher für die Kompassrose.  Das Gewinde ist futzelig klein - 0,6 mm Außendurchmesser.
Hier das fertige Magnetsystem auf den Lagerstift. Oben sieht man die vier Gewindelöcher für die Kompassrose. Das Gewinde ist futzelig klein - 0,6 mm Außendurchmesser.
Die Kuppe ist durch innere Spannungen altersbedingt kaputt gegangen. . .
Die Kuppe ist durch innere Spannungen altersbedingt kaputt gegangen. . .
Da ist nichtsmehr zu machen.  Aus Polykarbonat wurde eine neue Kuppe gedreht.
Da ist nichtsmehr zu machen. Aus Polykarbonat wurde eine neue Kuppe gedreht.
Es war garnicht so einfach an der Innenwand die Peilstriche zu gravieren.   Mit einem 2 mm Kugelfräser war es von der Seite möglich. . .
Es war garnicht so einfach an der Innenwand die Peilstriche zu gravieren. Mit einem 2 mm Kugelfräser war es von der Seite möglich. . .
So sah das Ganze an der Fräsmaschine aus. . .
So sah das Ganze an der Fräsmaschine aus. . .
Der englische Patient ist wieder einsatzfähig. . .
Der englische Patient ist wieder einsatzfähig. . .

Gruß,
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Fr 13. Jan 2017, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von oxydiver »

Ist sehr schön geworden, wie hast Du denn die Radien der Kapsel gedreht, Formstahl, Freihand?

Gruß Micha
Zuletzt geändert von oxydiver am Do 12. Jan 2017, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Micha,

innen mit Formstahl, außen mit Radiusschablone. . .
Als Formstahl habe ich einen 20mm Durchmesser Kugelfräser auf den support gespannt.
Kugelfräser.JPG
Polykarbonat läßt sich gut drehen, es ist elastischer als Plexiglas, bricht nicht so schnell.

: )
Franz
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Re: Taucher-Kompaß Restaurieren

Beitrag von Franz »

Micha,

in den letzten Tagen ist hier ein zweiter Kompass entstanden. Es ist ein Nachbau eines Panerai aus dem Zweiten Weltkrieg, allerdings ohne Funktion. Die Kompassrose wird noch graviert und lackiert. Das Messing wird geschwärzt und ein Armband nach dem Original gemacht. Die Atrappe ist für ein privates Museum. Das Original ist zu wertvoll um es auszustellen.
Das Original
Das Original
L1170802.JPG
L1170806.JPG
L1170825.JPG
L1170826.JPG
L1170834.JPG
L1170837.JPG
L1170846.JPG
Das Ding hat Spaß gemacht, ich werde mich mal an einem mit Funktion versuchen,

: )
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Fr 13. Jan 2017, 17:30, insgesamt 3-mal geändert.
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