УГК-1 /UGK-1
Verfasst: Sa 23. Apr 2016, 17:43
Mitte der fünfziger Jahre kopierten sowjetrussische Ingenieure Cousteaus Lungenautomaten Mistral, das Ergebnis war der russische Zweischlauchautomat AWM-1. Nun hatte man zwar die Möglichkeit, mit diesem in größere Tiefen zu tauchen (bis zu 40 m), aber keinen Tauchanzug für diese Tiefen und vor allem nicht für kälteres Wasser. Dazu kommt, dass es nicht gelang, Neopren in der im Westen bekannten Qualität herzustellen. In der Verarbeitung von Gummi und gummierten Stoffen war man aber durchaus auf Weltniveau. Also begann man ca. 1955, auf der Basis bekannter Helmtauchanzüge aus gummierten Stoffen eigene Entwicklungen.
Heraus kamen der UGK-1 als „Arbeitstauchanzug“ und der UGK-2 als „Kampftauchanzug“, beide gedacht für die Verwendung bei der roten Flotte.
Eingeführt wurden sie ca. Ende der sechziger bis Anfang der siebziger Jahre. Eine weitere Variante, der UGK-3 speziell für Spetsnaz-Kampftaucher kam später hinzu.
Der UGK-1 ist aus gummiertem Stoff hergestellt, er soll lange halten, durch eine Vielzahl von Tauchern genutzt werden und auch „harten“ Einsatz abkönnen. Er soll „nur“ zur Arbeit unter Wasser dienen.
UGK-2 und -3 haben eine andere Zielgruppe: Ein Spetsnaz hat eine Ausbildungszeit von ca. 12 Monaten und steht dann, sofern er als Wehrpflichtiger dient, der Truppe weitere 3 Jahre zur Verfügung. Seine Hauptaufgabe sind Kampf- und Aufklärungseinsätze, den Weg dahin legt er zum Teil unter Wasser zurück.
UGK-2 und -3 sind daher aus leichterem Material hergestellt und verfügen über zu öffnende Kopfhauben, damit der Soldat an Land auch Aufgaben wahrnehmen kann, für die der Tunnelblick durch die Maske störend wäre.
Dieses nette „Gimmick“ setzt die NEDEG (NorthEastDivingEquipmentGroup) aus den USA durchaus gekonnt in Szene:
https://www.youtube.com/watch?v=rV4zlWUjrp8 (Quelle: YouTube)
Getaucht wird mit einem (modifizierten) UGK-3.
Mr. Berringer besitzt je einen UGK-2 und einen UGK-3. Bei näherer Bewertung ist mir aufgefallen, dass es nach längerer Benutzung durch verschiedene Personen (nicht die Zielgruppe s.o.!) zu Dichtigkeitsproblemen kam, 2015 ist, siehe Fotogalerie auf der NEDEG-Website, der UGK-3 offensichtlich mal abgesoffen, wahrscheinlich beim Ein- bzw. Ausstieg.
Also sollte man zu diesem Thema jemanden befragen, der sich auskennen sollte.
Ich fand die deutsche Website http://www.bleilatschen.de und erhielt sehr detaillierte Infos vom „idaisten“.
Parallel dazu fand ich heraus, das offensichtlich zwischen 2002 und heute, beginnend bei der Russischen Flotte und aktuell bei den Tauchereinheiten der heutigen EMERCOM (vergleichbar mit unseren Feuerwehr- und DLRG-Tauchergruppen) eine Ausmusterungswelle dieser Anzüge einsetzte.
Als ehemaliger kalter Krieger (West) der siebziger und achtziger hätte ich es mir nie träumen lassen, Gerät mit militärischem Hintergrund (Ost) mal einfach bei ebay kaufen zu können.
Mir liegt im Restaurieren von Oldtimern (früher Motorräder aus den Fünfzigern, heute Messingmodellokomotiven aus den Sechzigern und Siebzigern) ein bisschen Erfahrung vor und ebenfalls ein bisschen Taucherfahrung. Deshalb habe ich mein Projekt bewusst nach den Kriterien „muss möglichst lange halten“ , „sollte man noch Ersatzteile für bekommen“ und „sollte möglichst nicht so häufig schon gemacht worden sein“ gewählt und mich für einen guterhaltenen UGK-1 aus Lettland entschieden. Noch fehlenden Teile für dessen Einsatz (u.a. passender Lungenautomat, Verschlussgummis, Ersatz-Kopfspinne) fand ich in der Ukraine. Da lag er dann auf dem Wohnzimmerteppich und wurde natürlich gleich mal ausprobiert:
Der Ein- und Ausstieg erfolgt durch den sog. „Appendix“, im Video über die Marinetaucherausbildung von Konstantin Kovalenko sehr gut zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=Ht9oP-6VP04 (Quelle: YouTube)
Im Video kommen Presslufttauchgerät und Lungenautomat ASV-12 und Kreislaufgerät IDA-59 zum Einsatz.
Einen etwas extremeren Einsatz zeigt das Video „Norden“ von Dmitry Stolbov:
https://www.youtube.com/watch?v=qT-7BJWXImY (Quelle: Youtube)
Da sich ja bekanntlich in der Nähe zu Eisbergen aufgrund der Abschmelzungen die Dichte des Wassers mehr wie Süßwasser ist trägt der Taucher hier eine russische Tarierweste. Die Luftversorgung erfolgt hier u.a. über eine Batterie kleiner Druckluftflaschen ähnlich den Sauerstofflaschen in der IDA-59.
Tauchgerät ist die IDA-71.
Mein УГК-1 wurde 1985 produziert. Er wurde offensichtlich schon einmal benutzt, es gibt Teer- bzw. Farbspritzer. Wahrscheinlich befand man ihn nach der „Schmuddelaktion“ für nicht mehr „repräsentativ“ und hat ihn dann eingelagert. Es gibt keine Flicken, keine Ozonrisse, die Entenschnäbel im Nacken und an den Füßen sind o.k. und funktionieren, ebenso das Kopfventil. Der Wischer hinter dem Maskenglas ist funktionsfähig und erstaunlich wirksam. Der Anzug hat kein Mundstück, sondern eine Maske und ist für den nachträglichen Einbau einer Gegensprechanlage vorgerüstet.
Inzwischen habe ich die benötigten weitern Teile meiner Ausrüstung (fast) zusammen, nächste Woche kommen Jacket und Zweiter Automat (trägt das Fini) aus der Revision. Der nächste Akt wäre dann die „Wasserprobe“.
Lasse wieder von mir hören/lesen
Hajo
Heraus kamen der UGK-1 als „Arbeitstauchanzug“ und der UGK-2 als „Kampftauchanzug“, beide gedacht für die Verwendung bei der roten Flotte.
Eingeführt wurden sie ca. Ende der sechziger bis Anfang der siebziger Jahre. Eine weitere Variante, der UGK-3 speziell für Spetsnaz-Kampftaucher kam später hinzu.
Der UGK-1 ist aus gummiertem Stoff hergestellt, er soll lange halten, durch eine Vielzahl von Tauchern genutzt werden und auch „harten“ Einsatz abkönnen. Er soll „nur“ zur Arbeit unter Wasser dienen.
UGK-2 und -3 haben eine andere Zielgruppe: Ein Spetsnaz hat eine Ausbildungszeit von ca. 12 Monaten und steht dann, sofern er als Wehrpflichtiger dient, der Truppe weitere 3 Jahre zur Verfügung. Seine Hauptaufgabe sind Kampf- und Aufklärungseinsätze, den Weg dahin legt er zum Teil unter Wasser zurück.
UGK-2 und -3 sind daher aus leichterem Material hergestellt und verfügen über zu öffnende Kopfhauben, damit der Soldat an Land auch Aufgaben wahrnehmen kann, für die der Tunnelblick durch die Maske störend wäre.
Dieses nette „Gimmick“ setzt die NEDEG (NorthEastDivingEquipmentGroup) aus den USA durchaus gekonnt in Szene:
https://www.youtube.com/watch?v=rV4zlWUjrp8 (Quelle: YouTube)
Getaucht wird mit einem (modifizierten) UGK-3.
Mr. Berringer besitzt je einen UGK-2 und einen UGK-3. Bei näherer Bewertung ist mir aufgefallen, dass es nach längerer Benutzung durch verschiedene Personen (nicht die Zielgruppe s.o.!) zu Dichtigkeitsproblemen kam, 2015 ist, siehe Fotogalerie auf der NEDEG-Website, der UGK-3 offensichtlich mal abgesoffen, wahrscheinlich beim Ein- bzw. Ausstieg.
Also sollte man zu diesem Thema jemanden befragen, der sich auskennen sollte.
Ich fand die deutsche Website http://www.bleilatschen.de und erhielt sehr detaillierte Infos vom „idaisten“.
Parallel dazu fand ich heraus, das offensichtlich zwischen 2002 und heute, beginnend bei der Russischen Flotte und aktuell bei den Tauchereinheiten der heutigen EMERCOM (vergleichbar mit unseren Feuerwehr- und DLRG-Tauchergruppen) eine Ausmusterungswelle dieser Anzüge einsetzte.
Als ehemaliger kalter Krieger (West) der siebziger und achtziger hätte ich es mir nie träumen lassen, Gerät mit militärischem Hintergrund (Ost) mal einfach bei ebay kaufen zu können.
Mir liegt im Restaurieren von Oldtimern (früher Motorräder aus den Fünfzigern, heute Messingmodellokomotiven aus den Sechzigern und Siebzigern) ein bisschen Erfahrung vor und ebenfalls ein bisschen Taucherfahrung. Deshalb habe ich mein Projekt bewusst nach den Kriterien „muss möglichst lange halten“ , „sollte man noch Ersatzteile für bekommen“ und „sollte möglichst nicht so häufig schon gemacht worden sein“ gewählt und mich für einen guterhaltenen UGK-1 aus Lettland entschieden. Noch fehlenden Teile für dessen Einsatz (u.a. passender Lungenautomat, Verschlussgummis, Ersatz-Kopfspinne) fand ich in der Ukraine. Da lag er dann auf dem Wohnzimmerteppich und wurde natürlich gleich mal ausprobiert:
Der Ein- und Ausstieg erfolgt durch den sog. „Appendix“, im Video über die Marinetaucherausbildung von Konstantin Kovalenko sehr gut zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=Ht9oP-6VP04 (Quelle: YouTube)
Im Video kommen Presslufttauchgerät und Lungenautomat ASV-12 und Kreislaufgerät IDA-59 zum Einsatz.
Einen etwas extremeren Einsatz zeigt das Video „Norden“ von Dmitry Stolbov:
https://www.youtube.com/watch?v=qT-7BJWXImY (Quelle: Youtube)
Da sich ja bekanntlich in der Nähe zu Eisbergen aufgrund der Abschmelzungen die Dichte des Wassers mehr wie Süßwasser ist trägt der Taucher hier eine russische Tarierweste. Die Luftversorgung erfolgt hier u.a. über eine Batterie kleiner Druckluftflaschen ähnlich den Sauerstofflaschen in der IDA-59.
Tauchgerät ist die IDA-71.
Mein УГК-1 wurde 1985 produziert. Er wurde offensichtlich schon einmal benutzt, es gibt Teer- bzw. Farbspritzer. Wahrscheinlich befand man ihn nach der „Schmuddelaktion“ für nicht mehr „repräsentativ“ und hat ihn dann eingelagert. Es gibt keine Flicken, keine Ozonrisse, die Entenschnäbel im Nacken und an den Füßen sind o.k. und funktionieren, ebenso das Kopfventil. Der Wischer hinter dem Maskenglas ist funktionsfähig und erstaunlich wirksam. Der Anzug hat kein Mundstück, sondern eine Maske und ist für den nachträglichen Einbau einer Gegensprechanlage vorgerüstet.
Inzwischen habe ich die benötigten weitern Teile meiner Ausrüstung (fast) zusammen, nächste Woche kommen Jacket und Zweiter Automat (trägt das Fini) aus der Revision. Der nächste Akt wäre dann die „Wasserprobe“.
Lasse wieder von mir hören/lesen
Hajo