von Kratermann » Mi 2. Feb 2022, 17:19
Hallo,
ich habe mich inzwischen mal erkundigt.
Also den Stromverbrauch einer Quarzuhr zu messen, ist nicht ganz so einfach. Ohne Oszilloskop wird das kaum zu machen sein, da nur sehr geringe Ströme fließen - und das auch nicht kontinuierlich. Vereinfacht gesagt, hat man bei einer einfachen Quarz-Uhr eine Stromspitze pro Sekunde und dazwischen einen Ruhestrom. Wir reden hier von Differenzen im Mikro-Ampere-Bereich.
Wenn man dann aber doch Messergebnisse hat, wird die Interpretation schwierig. Hier wäre noch der Vergleich mit einem intakten Uhrwerk gleichen Kalibers sinnvoll.
Dann habe ich mich vorhin im Fitnessstudio beim Training noch einmal gedanklich mit Deinem Vorhaben beschäftigt und schlage Dir vor, genau abzuwägen.
Die umständliche Möglichkeit:
Du versuchst die Revision selber durchzuführen. Wenn Du kein gelernter Uhrmacher bist, brauchst Du eine Menge Übung, eine ordentliche Portion Talent, gutes Werkzeug und jede Menge Ruhe.
Folgende Schritte sind durchzuführen:
Uhr öffnen, Stellwelle entriegeln, Außendrucksensor abklemmen, Uhrwerk entnehmen, Zeiger abheben, Ziffernblatt demontieren - dann erst liegt das noch zu zerlegende Werk vor Dir. Vom zweiten bis zum fünften Schritt gibt es hier schon gute Chancen, endgültigen Schaden anzurichten. So ist zum Beispiel bei etwa der Hälfte der Uhren mit diesem Kaliber der Außendrucksensor geschrottet, weil er nicht vorsichtig genug behandelt wurde.
Das eigentlich Zerlegen des Uhrwerks ist schon recht kitzlich und würde den Rahmen hier endgültig sprengen. Hier empfiehlt es sich, nach jedem Arbeitsschritt - also praktisch jeder gelösten Schraube - ein Foto vom Uhrwerk machen. Das hilft später ungemein. Uhrmacherlupen sind tolle Helfer, aber ich nutze für derart empfindliche Arbeiten inzwischen ein elektronisches Mikroskop...
Beim späteren Ölen sollte man sich an den Öl-Plan des Herstellers halten - den kann ich versuchen, zu besorgen.
Wir kennen den Spruch: "Mit'm Öl nich spaasam sein!" Das gilt hier nicht!!! Ein klein wenig zu viel Öl ist hier absolut schädlich.
Die einfachere Möglichkkeit:
Wie Du schon gesagt hast: Einfach vor dem Tauchurlaub eine neue Batterie und vielleicht auch einmal eine neue Dichtung für den Gehäuseboden einsetzen.
Also ich würde Dir die einfachere Variante empfehlen, während ich für mich, ehrlich gesagt, die umständlichere Möglichkeit in Betracht ziehen würde. Aber ich habe auch 12 Jahre Übung, an solchen Uhren zu arbeiten. In dieser Zeit hat sich auch ein ausreichendes Arsenal an Werkzeugen für solch filigrane Arbeiten bei mir angehäuft.
Die einfachere Variante hat den charmanten Vorteil, dass die Gefahr, die Uhr zu beschädigen, beim Batteriewechsel deutlich geringer ist, als bei einer Total-Revision.
Die Revision würde ich aus einem anderen Grund bevorzugen. Soll die Uhr dauerhaft erhalten bleiben, sollte das Räderwerk gereinigt und geölt werden, da der Verschleiß ja sonst weiter voran schreitet, bis die Uhr dann irgendwann ganz kaputt ist.
So, nun habe ich Dir die Entscheidung sicher nicht leichter gemacht. Aber vielleicht hast Du jetzt einen Überblick, über alle Aspekte, die dabei zu beachten sind.
Viele Grüße und einen schönen Abend noch,
Jens