Taucheruhr frisst Batterien

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Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon oxydiver » Mi 2. Feb 2022, 10:28

Hallo,

ich hab ne ältere Taucheruhr der Marke Tempic (war wohl mal ne Karstadt Eigenmarke) die braucht so ca, nach 5 Monaten eine neue Batterie. Kennt sich jemand mit diesem Thema aus bzw. kennt jemanden der da zuverlässige Infos hat was passiert sein kann.
Die Uhr hat ein Japanisches MIYOTA CO. Uhrwerk und ist optisch und funktionell genau baugleich mit der Citizen Cal. 3740.

Gruß Micha
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Kratermann » Mi 2. Feb 2022, 12:30

Hallo Micha,

ich beschäftige mich seit langem eingehend mit der Reparatur und Restaurierung von Armbanduhren. Zwar liegt mein Schwerpunkt da eher auf mechanischen Uhrwerken, aber Quarz-Uhren sind mir dabei auch schon so einige über den Werktisch gelaufen...

Das Kaliber in Deiner Tempic kenne ich tatsächlich auch genauer. Und ich habe auch das selbe Problemchen mit diesem Werk in einer Citizen.

Vorausgesetzt, es wurden tatsächlich immer frische Batterien eingesetzt - das ist leider keine Selbstverständlichkeit - bedeutet es keine guten Nachrichten für Dich.

Eine so stark verkürzte Batterie-Laufzeit deutet auf einen fortgeschrittenen Verschleiß des Uhrwerkes hin.

Eine Reinigung des Uhrwerks kann hier Abhilfe schaffen, soweit die mechanischen Komponenten betroffen sind. Dazu muss das Kaliber komplett zerlegt werden, um die (Kunststoff-)Zahnräder und deren Lager zu reinigen und neu mit Öl zu versehen. Das habe ich bei genau diesem Werk schon einmal gemacht. Es ist nicht ohne und man sollte schon genau wissen, was man tut. Alternativ könnte man versuchen, einen Uhrmacher damit zu beauftragen. Aber es wird nicht leicht, einen zu finden, der diese Revision durchführen (möchte). Und wenn doch, dürfte die Reparatur-Rechnung den Anschaffungspreis der Uhr deutlich übersteigen. Dass es keine Ersatzteile mehr für dieses Kaliber gibt, ist dabei auch nicht gerade hilfreich.

Konstruktiv ist das Uhrwerk durchaus so aufgebaut, dass Reparaturen durchgeführt werden können. Tatsächlich wurden aber selbst bei den Uhren, die zu Citizen zur Reparatur geschickt wurden, immer gleich die kompletten Uhrwerke getauscht. Das war einfacher, schneller und vor allem am Ende auch die preiswertere Lösung.

Der Haken an der Geschichte aus heutiger Sicht: die Uhrwerke gibt es neu wohl nicht mehr.

Wenn andererseits der Fehler auch in der Alterung der elektronischen Komponenten liegt, die dadurch mehr Strom ziehen, hilft alles Zerlegen, Reinigen und Ölen auch nicht viel. Hier wäre nur der Austausch der Spulen und der Steuerung zielführend - sofern man diese Teile besorgen kann.

Tut mir leid, dass ich hier so ein wenig schwarz malen muss. Aber eine schöne Uhr ist es trotzdem!

Viele Grüße,
Jens
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon oxydiver » Mi 2. Feb 2022, 14:08

Hallo Jens,

vielen Dank für die schnelle fachkundige Antwort, ich ahnte doch in unseren Reihen gibt es Spezis für alles. Machen lassen ist sicherlich hinsichtlich des Preises keine Option, aber wenn man sowieso nichts versauen kann könnte ich mich mal vielleicht ranmachen. Oder vorm Tauchurlaub ne neue Batterie reinmachen was ich auch bisher immer tat :-)

Zwei Grundsatzfragen:

- womit/wie reinigt man so ne Uhr (Lösungsmittel+Ultraschall?), passendes Öl wird es ja geben.
- hast Du schon mal die Stromaufnahme einer derartigen neuen Uhr gemessen, oder findet man da irgendwo Richtwerte?

Gruß Micha
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Kratermann » Mi 2. Feb 2022, 14:30

Hallo Micha,

also wenn Du Dich da selber heranmachen möchtest, solltest Du ein paar Eckpunkte im Auge behalten:

1. Ganz wichtig ist das richtige Werkzeug. Ordentliche Kornzangen (Pinzetten) und echte Uhrmacher-Schraubendreher sind da eine Grundlage, Ziffernblattschutz und gute Zeigerabheber werden unbedingt nötig sein. Gerade die kleinen Chrono-Zeiger sind mies und fliegen gerne auf Nimmer-Wiedersehen davon.

2. Reinigen kann man im Ultraschallbad. Es gibt da auch spezielle Lösungen. Suche im Internet z.Bsp. mal nach "Elma WF". Das Zeug ist wasserfrei. Ich selbst nehme aber auch einfaches Wasser mit Spüli und trockne anschließend ordentlich die Teile ab.

3. Passendes Öl gibt es natürlich auch - da kannst Du Dich mal nach dünnflüssigem "Dr. Tillwich" umhören. Aber Du brauchst nur eine winzige Menge - nicht mal einen ganzen Tropfen. Da lohnt die Anschaffung eigentlich nicht, wenn Du jemanden kennst, der das schon hat...

4. Zu Deiner Frage: Stromm-Messung und Richtwerte - da höre ich mich mal unter Hobby-Kollegen um und berichte Dir dann. das habe ich selbst noch nicht gemacht.

Viele Grüße,
Jens
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Kratermann » Mi 2. Feb 2022, 17:19

Hallo,

ich habe mich inzwischen mal erkundigt.
Also den Stromverbrauch einer Quarzuhr zu messen, ist nicht ganz so einfach. Ohne Oszilloskop wird das kaum zu machen sein, da nur sehr geringe Ströme fließen - und das auch nicht kontinuierlich. Vereinfacht gesagt, hat man bei einer einfachen Quarz-Uhr eine Stromspitze pro Sekunde und dazwischen einen Ruhestrom. Wir reden hier von Differenzen im Mikro-Ampere-Bereich.
Wenn man dann aber doch Messergebnisse hat, wird die Interpretation schwierig. Hier wäre noch der Vergleich mit einem intakten Uhrwerk gleichen Kalibers sinnvoll.

Dann habe ich mich vorhin im Fitnessstudio beim Training noch einmal gedanklich mit Deinem Vorhaben beschäftigt und schlage Dir vor, genau abzuwägen.

Die umständliche Möglichkeit:
Du versuchst die Revision selber durchzuführen. Wenn Du kein gelernter Uhrmacher bist, brauchst Du eine Menge Übung, eine ordentliche Portion Talent, gutes Werkzeug und jede Menge Ruhe.

Folgende Schritte sind durchzuführen:
Uhr öffnen, Stellwelle entriegeln, Außendrucksensor abklemmen, Uhrwerk entnehmen, Zeiger abheben, Ziffernblatt demontieren - dann erst liegt das noch zu zerlegende Werk vor Dir. Vom zweiten bis zum fünften Schritt gibt es hier schon gute Chancen, endgültigen Schaden anzurichten. So ist zum Beispiel bei etwa der Hälfte der Uhren mit diesem Kaliber der Außendrucksensor geschrottet, weil er nicht vorsichtig genug behandelt wurde.

Das eigentlich Zerlegen des Uhrwerks ist schon recht kitzlich und würde den Rahmen hier endgültig sprengen. Hier empfiehlt es sich, nach jedem Arbeitsschritt - also praktisch jeder gelösten Schraube - ein Foto vom Uhrwerk machen. Das hilft später ungemein. Uhrmacherlupen sind tolle Helfer, aber ich nutze für derart empfindliche Arbeiten inzwischen ein elektronisches Mikroskop...

Beim späteren Ölen sollte man sich an den Öl-Plan des Herstellers halten - den kann ich versuchen, zu besorgen.
Wir kennen den Spruch: "Mit'm Öl nich spaasam sein!" Das gilt hier nicht!!! Ein klein wenig zu viel Öl ist hier absolut schädlich.



Die einfachere Möglichkkeit:
Wie Du schon gesagt hast: Einfach vor dem Tauchurlaub eine neue Batterie und vielleicht auch einmal eine neue Dichtung für den Gehäuseboden einsetzen.


Also ich würde Dir die einfachere Variante empfehlen, während ich für mich, ehrlich gesagt, die umständlichere Möglichkeit in Betracht ziehen würde. Aber ich habe auch 12 Jahre Übung, an solchen Uhren zu arbeiten. In dieser Zeit hat sich auch ein ausreichendes Arsenal an Werkzeugen für solch filigrane Arbeiten bei mir angehäuft.

Die einfachere Variante hat den charmanten Vorteil, dass die Gefahr, die Uhr zu beschädigen, beim Batteriewechsel deutlich geringer ist, als bei einer Total-Revision.

Die Revision würde ich aus einem anderen Grund bevorzugen. Soll die Uhr dauerhaft erhalten bleiben, sollte das Räderwerk gereinigt und geölt werden, da der Verschleiß ja sonst weiter voran schreitet, bis die Uhr dann irgendwann ganz kaputt ist.


So, nun habe ich Dir die Entscheidung sicher nicht leichter gemacht. Aber vielleicht hast Du jetzt einen Überblick, über alle Aspekte, die dabei zu beachten sind.

Viele Grüße und einen schönen Abend noch,
Jens
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon oxydiver » Do 3. Feb 2022, 07:46

Hallo Jens,

danke für die vielen professionellen Infos. Und ja, Du hast mir die Entscheidung leicht gemacht, ich lasse es einfach :-) und wechsle bei Bedarf die Batterie.

Gruß Micha
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Kratermann » Do 3. Feb 2022, 16:07

Hallo Micha,

gern geschehen.

Viele Grüße,
Jens
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Franz » Sa 5. Feb 2022, 11:26

Hallo Jens,

gut, daß wir einen weiteren Uhrenfachmann in der HTG haben!

Selber reparieren:
Meine erste Taucheruhr war von "Anker" mit Automatikwerk. Das war eine Kaufhausmarke, wohl aus der Gegend von Glashütte. Sie war Jahrzehnte im Einsatz. Irgendwann fing sie nach tieferen Tauchgängen an von innen zu beschlagen. Nach jedem Tauchgang habe ich den Deckel abgeschraubt und das gute Stück in die Sonne gelegt oder gefönt. Selbst Salzwassertauchgänge hat sie problemlos überstanden.

Gruß,
Franz
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Kratermann » Sa 5. Feb 2022, 14:15

Hallo Franz,

ja unter der Marke "Anker" wurden unter Anderem auch Importe aus der DDR verkauft. Da Deine Anker ein Automatik-Werk hatte kam sie dann zwangsläufig aus Glashütte. Der Hersteller hieß GUB - Glashütter-Uhren-Betriebe.

Viele Grüße,
Jens
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Franz » Sa 5. Feb 2022, 17:53

Jens,

Danke für die Auskunft zu meiner "Anker".

Roger Rueger aus der Schweiz ist unser zweiter Uhrenspezialist: https://diveintowatches.com/

Gruß,
Franz
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Kratermann » Sa 5. Feb 2022, 19:33

Ahhh!!! Diese Seite kenne ich gut.
Das der Autor hier auch vertreten ist freut mich sehr.

Und ich muss da widersprechen.. Er ist dann der "erste" Uhrenspezialist hier!
Im Vergleich zu dieser Expertise bewege ich tatsächlich in der Amateurliga. Chapeau!
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon oxydiver » So 6. Feb 2022, 10:28

Moin Uhrologen,

kurze Frage noch, gibt es eine preiswerte Quelle wo man diese dünne O Ringe bestellen kann, wie bekommt man die genaue Größe heraus. Ich muß gestehen ich hab den O-Ring trotz bestimmt nun 6 fachen Batteriewechsel noch nie getauscht.

Edit: Gerade gesehen, die gibt es ja in allen Varianten in der Bucht!

Gruß Micha
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Kratermann » So 6. Feb 2022, 17:18

Hallo Micha,

ja, die gibt es in allen Varianten.

Normalerweise brauchst Du die Dichtung in der Schnurstärke 0,9mm. 1mm ist eher selten.
Den Durchmesser kannst Du ja ganz einfach mit einem Mess-Schieber messen, wenn die Dichtung im Gehäuse liegt.

In 0,9 mm Schnurstärke habe ich von 31 bis 40 mm alles da. Wenn es bis Juni Zeit hat, kann ich die ja mit nach Leipzig bringen...


Viele Grüße,
Jens
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon oxydiver » Do 10. Feb 2022, 16:56

Hallo Jens,

im Prinzip hat es Zeit, falls Du mal eher in Leipzig tauchen bist klingel mal an. Ich benutze die Uhr selten.

Aber was anders, Ich hab ja noch ne russische "Amfibia" Automatiktaucheruhr. Die lag einige Zeit unbenutzt rum, ging aber immer relativ genau. Nun hab ich sie aufgezogen und plötzlich rennt die pro Tag Stunden vor?
Was sagst Du zu diesem Phänomen?

Gruß Micha
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Franz » Do 10. Feb 2022, 21:15

Micha,
so mal zwischendurch zu deinem guten Foto. Analoge mechanische Instrumente sind einfach nur gut und schön.

Digital hin, Algorithmen und Quantentheorie her, diese anonymen Dinger können alles, aber brauchen wir das wirklich? Alles was man nie vermisst hat, bekommt man trotzdem. 186 Seiten Bedienungsanleitung nerven.

Analog ist nachvollziehbar, in der Funktion zu verstehen. Da gibt es gravierte Zifferblätter, echte Zeiger, Schrauben, schweres Messing, geschwärzt oder verchromt, mechanische Bearbeitungsspuren, Leuchtfarbe, legendäre Hersteller, die eine lange Geschichte haben, man seit Dekaden kennt. Sie funktionieren ein Leben lang, sind begehrte Sammlerstücke, besitzen eine Aura an die das digitale Plastik-Gedöns in seiner Kurzlebigkeit nie auch nur ansatzweise herankommen wird. Kurz gesagt, sie besitzen Charakter. Man sieht ihnen an, wo sie herkommen. Unsere Erben werden sich (hoffentlich) darum streiten.

The Gauge Collector 1.jpg


Das musste sein!

So Jens, jetzt gehts mit Michas rasender Uhr weiter,

Gruß,
Franz
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Kratermann » Fr 11. Feb 2022, 07:11

Hallo Micha,

nun was die Amphibia angeht, müsste man die eigentlich erst einmal untersuchen.

Hier kommen mehrere Fehlerursachen in Frage. Durch die lange Liegezeit könnten das Öl ein wenig verharzt sein, was dazu führt, dass die Zapfen in den Lagern schwergängig laufen. Am Ende kommt nicht mehr genug Kraft bei der Hemmung an, um die Unruh weit genug ausschwingen zu lassen. Dann läuft die Uhr schneller als sie sollte. Es wäre auch möglich, dass die Zugfeder erlahmt oder gebrochen ist.

Um eine Reparatur oder Revision kommt man da nicht herum.

Viele Grüße, Jens
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon oxydiver » Fr 11. Feb 2022, 11:45

Hallo Jens,

danke für die Infos. Ich hab auch mal was von "magnetisiert" gelesen. Soll ich Dir die Uhr mal schicken :-)

Bissl Off Topic zum Thema Wasserdichtheit der russischen Amphibia Uhren: https://www.youtube.com/watch?v=FwNFy2A7rmU

interessant, so ab Minute 6:45 :-)

Gruß Micha
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Kratermann » Fr 11. Feb 2022, 20:24

Hallo Micha,

also für eine Diagnose kannst Du mir die Uhr gerne einmal schicken.
Danach beraten wir, was ich für die Amphibia tun kann.

Magnetisiert, wäre auch möglich, aber da sind die Vostok eigentlich nicht so anfällig, ob Ihres massiveren Gehäuses und Bodens - ausschließen kann man das aber nie.
Entmagnetisieren kann ich aber auch.

Das Video - na ja, wenn eine Uhr derart misshandelt wird, das tut meiner Seele immer weh...


Viele Grüße,
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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon oxydiver » Sa 12. Feb 2022, 15:25

Moin Jens,

ich mache natürlich auch nichts gern mutwillig kaputt, aber erstaunlich finde ich es schon das die russische 200m Uhrenkonstruktion 1500m aushält. Das machen andere nicht (gleicher Kanal) :-)

Die Uhr kommt.

@Franz, da Du ja jetzt geschrieben hast schließe ich das Du nach diesem navigartorisch extrem komplizertem Tauchgang erfolgreich zurückgefunden hast :-)

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Re: Taucheruhr frisst Batterien

Beitragvon Franz » So 13. Feb 2022, 12:05

Hallo Zusammen,

bei dem Tauchgang habe ich verschiedene Tiefenmesser verglichen, deshalb die vielen Instrumente. So wurde fast meine komplette TM-Sammlung nach und nach gewässert. In geringeren Tiefe, bis 5m, zeigten alle recht gleich an, so ab 8 m gab es Abweichungen, + - 1 Meter.

Mechanische Uhren, die Technik fasziniert. Erstaunlich ist, dass man im Kleinen die gleichen Probleme wie im Großen hat: Maßtolleranzen, Temperaturdifferenzen, Reibungsverluste, Schwingungen, Verschleiß, Schmierung etc.

Dieser Uhrmacher hat mich begeistert: https://de.wikipedia.org/wiki/John_Harrison_(Uhrmacher) Er war Schreiner von Beruf.

Harrison baute den ersten Schiffschronometer mit ausreichender Genauigkeit 1759, der zur Bestimmung des Längengrads taugte. Kein geringerer als James Cook nahm sein Modell "H4" mit auf Expedition. Nach 81 Tagen auf See, wich die H4 nur 5 Sekunden ab. Das ist heute noch Chronometerstandard, wenn ich mich nicht irre,

Gruß,
Franz
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