Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Diskussionen und Berichte zu historischen Nachbauten und deren Erprobung

Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Mi 5. Jun 2019, 15:50

Hallo Zusammen,

wir haben eine flexible Lösung für die Gewichte gefunden. Diese ist notwendig, da Christian und Uwe von verschiedener Statur sind.

Bestehende Achselgewichte 2 x 6 kg = 12 kg. Dieses Gewicht war für beide Taucher zuwenig.
Für Christian kommen noch 2 x 3 kg dazu. Achselgewichte in Summe 18kg.
Für Uwe weitere 2 x 3 kg. Achselgewichte in Summe 24kg.
Christian taucht mit vier Achselgewichten, Uwe hat sechs Bleiplatten umhängen.

Die Bleiplatten werden aneinandergelegt und von Schäkeln zusammengehalten. Sie sind so leicht zusammenzubauen oder zu demontieren. An den Schäkeln werden verstellbare Schultergurte befestigt.
Da wir jetzt mit mehr Gewicht tauchen, besteht die Gefahr, daß beim Vornüberbeugen, die Gewichte verrutschen und das Gleichgewicht stören. Deshalb wird durch die Schäkel zusätzlich ein Seil gezogen und verknotet, damit die Gewichte unter den Armen bleiben.

img540#.jpg
Das wären Uwe's Bleigewichte.


Wir müssen nochmal 4 Gewichte von je 3 kg gießen lassen. Sie werden je 11 mm dick sein.

Erleichtert,
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Mi 5. Jun 2019, 15:58

Apropo Gewichte, schaut mal, DAS sind Bleiplatten:

img539#.jpg

Interessant zu sehen, daß zu der Zeit noch Kauschen verwendet wurden. Welchen Vorteil man sich wohl von dem überbreiten Schulterstück versprach?
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Do 6. Jun 2019, 14:07

Freunde der historischen Tauchtechnik!

Hier die Pressebeiträge zur Veranstaltung in Stralsund:

MV1 – Mein Land. Mein Sender: „Flugsimulatoren und historische Tauchmaschinen - Internationaler Museumstag“ (Ab Minute 0:15)
https://youtu.be/AfqASJ8o_Ys

Internationaler Museumstag in der Region (Ab Minute 2:20)
http://www.fas-tv.de/mediathek/8292/Int ... egion.html

Link zur Ausgabe vom Stralsunder Blitz am Sonntag (12.05.) mit Nennung der Tauchmaschine auf der Titelseite:
https://issuu.com/blitzverlag/docs/20190512_11





190508_lifepr_Tauchen damals und heute.pdf
(159.81 KiB) 854-mal heruntergeladen



Im "Nordkurier" steht, wir hätten der ersten Tauchanzug der Welt nachgebaut. Das stimmt natürlich nicht so ganz. . .

Gruß,
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Fr 21. Jun 2019, 10:32

Hallo Zusammen!

Es gibt noch eine wichtige Baustelle, die Schläuche. . .

Bei Bergungsarbeiten in 20 m Tiefe an der "Royal George" (1839 - 1842) waren Helmtaucher im Einsatz. Damals konnte man Gummi noch nicht vulkanisieren und so wurden Lederschläuche verwendet. Diese hat man nach einem Rezept von Oberfeldwebel Jenklin Jones mit folgender Mixtur bestrichen: Pech, Bienenwachs und Talg [1]. Diese Dichtmasse sollten wir ausprobieren. Immerhin tauchte man damals bis 20 Meter Tiefe damit. Je nach Ergebnis werden weitere Versuche unternommen.

Hier liegen drei Stück Lederschlauch, zwei mit 1,5 mm Spirale, das Dritte mit einer 2 mm Messingspirale. Einer der 1,5 mm Draht-Schläuche ist nichtmehr zu verwenden, da die Messingspirale stark verformt ist. Dieser kann in kurze Stücke geschnitten werden um verschiedene Dichtmethoden auszuprobieren. Ich warte noch auf das OK aus Stralsund.

Gruß,
Franz

1: Dugan, James: Forscher und Taucher im Meer. Zürich, Diana Verlag, 1969. S. 33 - 37. Norbert Gierschner hat einen Text in seiner "Tauchgeschichte Spezial" Sonderausgabe III 2019, veröffentlicht: Oberst Pasley und die Royal George, Seite 7 -9. In diesem wird auf die Rezeptur hingewiesen.
Zuletzt geändert von Franz am Mo 24. Jun 2019, 16:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon stg53 » Mo 24. Jun 2019, 14:35

Moin Franz,
die Schläuche sind aus dem selben Material und mit dem gleichen Nahtverfahren wie der KTA vernäht. Ich denke es lohnt nicht damit Testversuche zu machen. Die Nähte bekommt man damit nicht dicht und wie soll mit kurzen Schlauchstücken ein Schlauchdichtetest gemacht werden?
Eine Innenversiegelung kann ich mir zu Kreefts Zeit nicht vorstellen. Vielleicht sollte man das Problem mit spiralförmigen "Wickeln" angehen. Hier sehe ich am ehesten Lösungsansätze die zu befriedigendem Ergebnis führen können.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » So 30. Jun 2019, 13:17

Wir verwenden vier verschiedene Nähte, je nach Funktion:

img590 #.jpg
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon stg53 » Di 2. Jul 2019, 07:41

Moin Franz, das bisherige Verfahren, dünnes Leder, Polymer-Faden und Nahtherstellung mit Maschine hat keine wirklich befriedigenden Ergebnisse erzielt. Die Luft perlt aus den Nahtlöchern. Ich sehe da keinen Unterschied, bei allen 4 Varianten die du aufzeigst, wird der Innendruck die Luft aus dem Schlauch durch die Löcher herauspressen. Je mehr Löcher im Material, desto mehr Undichtheiten gibt es. Zumal das Nähen mit Maschine durch Kreeft ja auch nicht gemacht wurde. Das Leder als solches ist zu dünn und der Polymer-Faden quillt nicht auf. Dadurch wird also kein natürliches verschließen der Nahtlöcher möglich.
Die Spirale sollte zwischen eine Innen- und eine Außenhülle eingebettet werden. Das hätte mehrere Vorteile. Die Spirale sitzt dann fest zwischen den Wandungen, wenn das Dichtmittel zwischen den Wandungen eine gewisse Steifigkeit nach dem aushärten erhalten hat, kann sie nicht so leicht knicken bzw. in sich zusammenfallen, wenn der Schlaucht mal eng gelegt wird oder man darauf tritt. Man könnte dann die Schlauchtüllen dichter, fester und effektiver mit dem geamten Schlauchkonstrukt verbinden.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Di 2. Jul 2019, 09:15

Ulf,

aus Kostengründen ließen wir mit der Maschine nähen. Wenn wir dickeres Leder verwenden, wird der Azug steifer. Das ist höchstens am Helm zu machen. Unser dünnwandiger Anzug gibt leichter nach, belastet nicht die Nähte. Die Schläuche müssen dünnwandig sein damit sie biegsam bleiben.

Das Aufquellen des Leders oder eines Naturfadens dichtet die Löcher nicht gasdicht ab. Nach dem Quellen vergrößert sich der Naturfadendurchmesser um ein Zehntel Milimerter vielleicht. Das Leder quillt in dem kleinen Lochdurchmesser nur wenig, da wird kaum "Schließdruck" wirksam. Handgenähte Lederstiefel werden wasserdicht, aber nicht unter Druck gasdicht.

Damals hat man Schafsdärme zusammen mit einer Lederhülle verwendet. Einen solchen könnten wir noch in den Schlauch ziehen. Man bekommt sie in verschiedenen Längen und Durchmessern. Vorher müsste man herausfinden, wie sie konserviert werden und elastisch bleiben.

Ich lebe in der Hoffnung unseren Schlauch mit Pech, Talg und Bienenwächs einigermaßen dicht zu bekommen. Sollte das nicht funktionieren, gehts mit Schafsdarm weiter. . .

Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Sa 6. Jul 2019, 16:55

Kreeftler!

Peter Dick und Richard Walsby haben sich auf die Suche nach alten Abdichtmethoden für Leder bzw. Lederschläuche gemacht.
Richard wurde fündig. . . . Hier meine Antwort an ihn mit einer Zusammenfassung. Ganz unten die Übersetzung von Richard's Nachricht.

Gruß,
Franz



Hallo Richard,
vielen Dank, einfach wunderbar, dass du die alten Komponenten und das entsprechende Mischungsverhältnis gefunden hast. Vielen vielen Dank.

Wir haben jetzt drei verschiedene Mixturen:

1) Klingert, nach Hermann Stelzner
3 Teile Wasser, 1 Teil Pech, 1 Teil Terpentin, 1Teil Schweinefett.

2) Jenkin Jones
Pech, Bienenwachs und Talg. Mischungsverhältnis unbekannt.

3) James Braidwood
4,5 Liter Rinderfußöl, 0,91 kg Talg, 0,1134 kg Bienenwachs. (Diese krummen Zahlen ergeben sich aus der Umrechnung der englischen Einheiten.)

1 & 3) Diese zwei Mixturen sind dünnflüssig, sie wurden verwendet um die Lederoberfläche zu behandeln.

2) Dickflüssig bis zähflüssig, sollte geeignet sein um die Nähte abzudichten.

So hätten wir verschiedene Mischungen zum Ausprobieren.

Ich werde Euch über den Fortschritt auf dem Laufenden halten.

Mit bestem Dank,

Franz



Hi Richard,

thanks a lot, just wonderful that you found the original mixture and the right components. Thank you very very much.

We now have three different mixtures:

1) Klingert, according to Hermann Stelzner
6 parts water, 2 parts pitch, 2 parts terpintine, 2 parts pig fat.

2) Jenkin Jones
Pitch, beeswax and tallow. Mixing ratio unknown.

3) James Braidwood
4,5 liters neat's foot oil, 0,91 kg tallow, 0,1134 kg bees wax.

1 & 3) These two mixtures will be very fluid, so I guess they were used to treat the leather surface.

2) Viscous, probably to seal the seams.

So we now have different mixtures to play around and try.

I will keep you informed about the progress.

Thanks a lot,

Franz

-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Re: Royal George
Datum: Fri, 5 Jul 2019 22:03:34 +0100 (BST)
Von: e-mail richard.walsby <richard.walsby@ntlworld.com>
An: Peter Dick <hdtimes@thehds.com>, Franz Rothbrust <franz.rothbrust@historische-tauchergesellschaft.de>


Peter, Franz
I have searched between the years 1750-1830
I have found the attached book, titled On The Construction of Fire-Engines and Apparatus.... by James Braidwood published in 1830 which gives a recipe for making riveted leather fire hoses waterproof:

https://books.google.co.uk/books?hl=en& ... se&f=false

You can find the formula in a note at the bottom of page 25 but the whole of the last paragraph on page 25 together with the first paragraph on page 26 is worth reading. The formula reads
1 gallon of neat's foot oil (ie 4.5 litres; neat's foot oil is derived from the shin bones and feet (not the hooves) of cattle)
2 pounds weight of tallow (ie 0.91 Kg; Tallow is purified beef or mutton fat)
0.25 pounds weight of bees wax (ie 0.1134 kg).
This appears to be the only book containing relevant information out of approx. 200 I have scanned. I hope it proves useful
Richard



On Thu, 4 Jul 2019 at 15:51, Franz Rothbrust < franz.rothbrust@historische-tauchergesellschaft.de> wrote:

Hello Peter!

We are still working on the Kreeft Hoses. When salvaging the Royal Gerorge (1839 - 1842), they used leather hoses which were treated with pitch, beeswax and tallow. This formula is from Jenkin Jones. Is the mixing ratio of these three components known? If not, I will try different mixtures.

Yours aye,
Franz



Übersetzung:

Peter, Franz
Ich habe zwischen den Jahren 1750-1830 gesucht und habe das beigefügte Buch mit dem Titel "Über den Bau von Feuerwehrautos und -Geräten" von James Braidwood aus dem Jahr 1830 gefunden, das ein Rezept für die wasserdichte Herstellung von genieteten Lederschläuchen enthält:

https://books.google.co.uk/books?hl=de& ... cqRFFIfNyg

Sie finden die Formel in einer Notiz am Ende von Seite 25, aber der gesamte letzte Absatz auf Seite 25 zusammen mit dem ersten Absatz auf Seite 26 ist lesenswert. Die Formel lautet
1 Gallone Fußöl (dh 4,5 Liter; Öl wird aus den Schienbeinknochen und Füßen (nicht den Hufen) von Rindern gewonnen)
2 Pfund Talg (dh 0,91 kg; Talg ist gereinigtes Rind- oder Hammelfett)
0,25 Pfund Bienenwachs (dh 0,1134 kg).
Dies scheint das einzige Buch zu sein, das relevante Informationen aus ca. 200 die ich gescannt habe. Ich hoffe, es erweist sich als nützlich
Richard



Am Do, 4. Juli 2019 um 15:51 schrieb Franz Rothbrust <franz.rothbrust@historische-tauchergesellschaft.de>:

Hallo Peter!

Wir arbeiten immer noch an den Kreeft-Schläuchen. Bei der Bergung der Royal Gerorge (1839 - 1842) wurden Lederschläuche verwendet, die mit Pech, Bienenwachs und Talg behandelt wurden. Diese Formel stammt von Jenkin Jones. Ist das Mischungsverhältnis dieser drei Komponenten bekannt? Wenn nicht, werde ich verschiedene Mischungen probieren.

Mit freundlichen Grüßen
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon oxydiver » Di 23. Jul 2019, 06:38

Hallo,
innerhalb dieses Filmchens über das Museum Dumas ist ab min 8:27-9:14 der Tauchgang mit einem nachgebauten Ledertauchanzug (https://le-scaphandrier.blog4ever.com/l ... -de-beauve) zu sehen. Ein Überdruckventil im Helm blubbert, eine Sprachverbindung wird simuliert und der Blasebalg mit Fußbetätigung dargestellt. Wobei das Mädel allerdings gegen keinen bis wenig Druck pumpt, man könnte also denken der hat wirklich einen Brustpanzer darunter....

Video: https://www.facebook.com/jacques.chabbe ... 556358969/

Gruß Micha
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Di 23. Jul 2019, 08:21

Hallo Micha,

wir hatten mittlerweile über 100 000 Aufrufe zu Kreeft. Eigentlich sind es viel mehr, da 20 000 beim Neuprogramieren verloren gegangen sind.

Hier zwei Fotos vom französischen Anzug, er stand in Barcelona:

L1110358#.jpg

L1110360#.jpg


Der sieht nicht nach druckfestem Oberkörper aus. Ich glaube der Helm wurde offen getragen. Im Bild liegt der Kragen auf den Schultern, beim Tauchen war er sicher innerhalb des Helms als Wasserfang hochgestellt.

Man müsste Kontakt mit der Erbauern aufnehmen. Ich frage in Frankreich mal nach.

Gruß,
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Sa 27. Jul 2019, 21:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon oxydiver » Di 23. Jul 2019, 08:34

Franz,
wenn er offen getragen wurde ist es kein ganz originaler Nachbau. Kann natürlich auch sein das für das Video druckfrei gepumpt wurde und auch die Sprechverbindung nicht echt ist.
Mal sehen ob Du was rausbekommst. Wer versteht was der Kommentator sagt?

Micha
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Französischer Anzug.jpg
Französischer Anzug.jpg (206.78 KiB) 16152-mal betrachtet
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Di 23. Jul 2019, 08:43

Also doch ein druckfester Oberkörper . . . . Diese Abbildung habe ich noch nie gesehen. Ich frage auch nach mehr Fotos der Replik.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Mo 29. Jul 2019, 10:16

Hallo Zusammen!

Pierre Blanchard, hat auf die "Replik" nach de Beauve geantwortet.

Sie wurde für einen Film benötigt: "Ridicule de Patrice Leconte".
- Der Helm ist aus GFK
- Der Taucher verwendet ein Lungenautomat mit Oberflächenversorgung
- Die Sprachverbindung ist eine Attrappe
- Der Balg hat keine Funktion
- Der Anzug läuft voll Wasser. . . . .

Trotzdem, das Original mit druckfestem Oberteil kann um 1715 funktioniert haben:

description Chevalier deBeauve#.jpg
Überstzung:
Der erste Helmanzug war der des Ritter Pierre Remy de Beauve (Garde de la Marine 11 Brest), hergestellt 1715 etwa. Der Taucheranzug bestand aus einem Metallhelm und einem Ledergewand. Der Helm war mit der Oberfläche durch zwei Schläuche verbunden, von denen einer über einen Balg mit Oberflächenluft versorgt wurde, während der andere verwendet wurde, um die Ausatemluft des Tauchers zu evakuieren. Der Ritter von Beauve legte damit den Grundstein für das, was werden sollte und was bis heute geblieben ist, der Helmtauchanzug.



Gruß,
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Sa 17. Aug 2019, 10:35

Hallo Zusammen!

Hier einige neue Überlegungen zum Abdichten der Nähte. Pech, Talg, Bienenwachs und Terpentin stehen in den Rezepten. Das ist sicher für die Fläche geeignet, aber nicht unbedingt um Nähte gegen Druckluft abzudichten, wie sich gezeigt hat. Talg und Bienenwachs sind Trennmittel, damit kann man keine Nahtlöcher gasdicht versiegeln, das wird nicht verkleben.

Ich habe an 50cm Schlauch unverdünntes Pech ausprobiert.

L1240326#.jpg
Entlang der Naht und der Seite wurde mit einem Spatel heißes Pech aufgetragen und kräftig eingedrückt.
Das Ganze geschah unter Warmluft, welche das Pech flüssig hielt.

L1240328#.jpg
Pech Schmelztiegel und Spatel

L1240330#.jpg
Test bei 0,5 bar. . . In der Badewanne zeigt sich, daß die allermeisten Luftblasen seitlich an der Naht zwischen den Lederlängsseiten herausperlen. Das ist auf dem Foto schlecht zu erkennen. Aus den Nahtlöchern und der Fläche perlt es hie und da auch heraus.

Das unverdünnte Pech eignet sich besser als die Mixturen aus Fett, Terpentin und Bienenwachs. An der Schlauchnaht perlt es bei 0,5 bar weniger als an der Helmnaht bei 0,04 bar. Immerhin. . . Nach dem Erkalten ist das Pech brüchig, darf also nicht zu dick auf getragen werden.

Wie machen wir weiter? Es sind auf jeden Fall weitere Recherchen und Versuche notwendig. Vielleicht müssen wir Ziegendarm in den Schlauch einziehen damit er luftdicht wird. Irgendwo habe ich gelesen, das Darm in Schläuchen zum Einsatz kam. An der Royal George war man 1820, 20 Meter tief mit Lederschläuchen. Irgendwie müssen die Dinger dicht zu bekommen sein.

Ich will erstmal so weitermachen: An einem Lederstreifen wird in Längsrichtung außen links und rechts, 10 mm breit auf der Fleischseite Pech unter Warmluft aufgetragen und ins Leder gepresst. Der Lederstreifen wird gefaltet (Fleischseite innen) und von Hand zu einem Schlauchstück zusammengenäht. Die Naht verläuft mitten durch den Pechstreifen. Sie wird von außen unter Warmluft mit Pech versiegelt. Dabei muß auch das Pech zwischen den Lederstreifen schmilzen und abdichten. Danach folgt wieder eine Probe auf Dichtheit. Ist der Schlauch dicht, wird er von außen eingefettet. Fett löst kaltes Pech nicht an. Zu guter Letzt wird der Schlauch mit Pflanzenöl gefüllt damit sich das Leder von Innen vollsaugen kann. Das läßt man anschließend in Ruhe herauslaufen, bis kein Tropfen mehr erscheint. Wenn man es recht bedenkt, könnte der Schlauch vor dem Nähen auf der Innenseite bis an die Pechstreifen ordentlich eingefettet werden. Das Fett wird die Pechstreifen nicht anlösen. So sparen wir das Gedöns mit der Ölfüllung.

Das sähe im Prinzip so aus.
img610.jpg


Wenn jemand eine andere Idee hat. . . ? Hier liegt genug Pech zum Probieren. Talg und Bienenwachs liefere ich gleich mit.

: )
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Mi 21. Aug 2019, 15:26, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » So 18. Aug 2019, 16:14

Hai!

Gottfried hat diese Bilder gemacht, sie zeigen einen ledernen Feuerwehrschlauch.

Lederschlauch 1#.jpg

Lederschlauch 2#.jpg

Lederschlauch 4#.jpg

Lederschlauch 5#.jpg

Lederschlauch 6#.jpg


Dabei fällt folgendes auf:
- Das Leder ist mindestens doppelt so dick wie das unsere.
- Die Narbenseite ist innen.
- Die Längsnähte sind mit einer Rundnadel im Eskimostich ausgeführt. Das müsste man genauer untersuchen.
- Wie die Quernähte angelegt sind ist nicht zu erkennen. Wahrscheinlich auch mit der Rundnadel.
- Es sind Reste von irgendwelchen Dichtmitteln an den Fäden außen zu erkennen.

Der Feuerwehrschlauch muß "nur" wasserdicht sein. Wir wollen bis zu 1 bar Luftdruck verwenden. Es wäre ganz gut, sich hier fachlichen Rat einzuholen.

Gruß,
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Do 22. Aug 2019, 18:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Do 22. Aug 2019, 17:05

Hallo Zusammen!

Wenn man sich die Naht vom Feuerwehrschlauch in der Vergrößerung ansieht, fällt nochmehr auf:

Die Reste des Dichtmittels sind nicht pech-schwarz. Das ist vielleicht garkein Pech. . . . ?

Die Dichtmittelreste sind nur an den Fäden zu sehen. Das stützt meine Überlegung, daß für die Nähte etwas anders verwendet wurde als die Fläche.

Lederschlauch 2a.jpg


Es hat sich gezeigt, daß pures Pech besser dichtet als wenn es mit Fett gemischt wird. Es verklebt jedoch nicht sonderlich gut mit dem Leder, läßt sich von der Pressluft verdrängen. Das Dichtmittel oben im Bild könnte Baumharz sein. Harz ist sehr klebrig. Es muß noch ein geeignetes Mittel gefunden werden, es etwas weicher zu machen, damit es nach dem Abkühlen nicht brüchig wird. Fett oder Wachs sollten wir nicht benutzen.

Gruß,
Franz
Der, der im Dunkeln tappt.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Fr 23. Aug 2019, 07:49

Freundinnen und Freunde der luftdichten Ledernaht!

Neuer Versuch in der Badewanne, diesmal mit einer Baumharz gedichteten Naht. Ich mache es kurz: Harz dichtet nicht besser ab als Pech. Das "Blasenbild" ist gleich: Luft bläst an den Nahtlöchern, und zwischen dem Leder seitlich heraus. Es läuft also darauf hinaus, den Dichtrand vor dem Vernähen mit Dichtmittel zu versiegeln, s. Beitrag vom 17. August. Jetzt muß ich erstmal Leder besorgen.

Gruß,
Franz
Der, welcher immernoch im Dunkeln tappt.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon stg53 » Di 3. Sep 2019, 06:47

[quote="Franz"]Hallo Zusammen!

Wenn man sich die Naht vom Feuerwehrschlauch in der Vergrößerung ansieht, fällt nochmehr auf:

Die Reste des Dichtmittels sind nicht pech-schwarz. Das ist vielleicht garkein Pech. . . . ?

Die Dichtmittelreste sind nur an den Fäden zu sehen. Das stützt meine Überlegung, daß für die Nähte etwas anders verwendet wurde als die Fläche.

Moin Franz, beim Nähen verwendeten Schuster und Sattler früher Wachs um den Zwirn geschmeidiger zu machen und so besser und schneller näher zu können. Das auf der Vergrößerung zu sehende Material ist m.E. nach Wachs o.ä.. Wenn der Faden gut gewachst durch das Leder geführt wird, streift an den Einstichstellen immer ein wenig Material ab. Vielleicht handelt es sich bei der zu sehenden Masse also darum.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Mo 9. Sep 2019, 16:09

Freunde der historischen Dichtkunst!

Es wird nicht funktionieren Ledernähte an einem Taucherschlauch mit Pech, Wachs, Talg oder ähnlichem einigermaßen gegen Luftdruck abzudichten. Dabei spielt die Naht keine Rolle, ob Eskimo oder Sattler. . .

Ich habe verschiedene Mixturen aus Pech, Talg und Bienenwachs ausprobiert. Je höher der Pechanteil, desto brüchiger bleibt die Mischung. Je höher der Fettanteil, desto weicher wird das Ganze. Da unsere Schläuche biegsam sind, muß die Dichtmasse der Bewegung folgen und darf nicht einreißen oder brechen. Das tut sie aber, selbst bei 80% Talganteil. Die Konsistenz gleicht zimmerwarmer Schokolade, ist oberflächenempfindlich, man kann sie mit dem Daumennagel wegschaben. Es bildet sich zwar ein schöner Dichtfilm, dieser ist jedoch nicht für mechanisch belastete, biegsame Abdichtungen geeignet. Der Film reißt ein und löst sich vom Leder, denn die Masse klebt kaum. An unseren Schläuchen wird das alles so nicht funktionieren.

Wie schon erwähnt, gab es Taucherschläuche um 1820 aus Leder, die bei der Bergung an der „Royal George“ in 20 Metern Tiefe zum Einsatz kamen. Lederschläuche müssen demnach gegen Luftdruck abzudichten sein.
Es wurde, das habe ich hier schon am 17. August verbreitet, im Schlauchinnern auch Ziegendarm verwendet. Vielleicht hat man damals „Pressluftschläuche“ so gemacht. Dazu sind Recherchen notwendig, vielleicht findet sich etwas in englischen Archiven. Ich frage drüben mal nach, unsere Freunde werden sich gerne mal mit was Anderem als dem Brexit beschäftigen wollen. Mit Norbert habe ich eben dazu telefoniert, er kann sich nicht erinnern, je detailliertes über Taucherschläuche mit Darm aus der Zeit um Kreeft gelesen zu haben.

Machen wir uns auf die Suche, probieren „neues“ aus. Vielleicht hat jemand eine Idee?

Franz
Zuletzt geändert von Franz am Mo 16. Sep 2019, 14:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Spezielle Interessen: Alte Tauchausrüstungen, Tauchgeschichte. . . .

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