Dräger Secor 300

Re: Dräger Secor 300

Beitragvon taino » Fr 20. Mai 2022, 13:13

Hallo Franz

Was die Leichtatmigkeit von Reglern angeht, so ist es für erfahrene Taucher natürlich ziemlich unerheblich ( bei moderaten Tauchtiefen), mit was für einem Regler sie unterwegs sind, Hauptsache es kommt halbwegs leicht Luft. Man ist entspannt, da spielt der Einatemwiderstand (EAW) eine untergeordnete Rolle.

Ich habe Jahre auf den Malediven, in Kenya und der Dom. Rep. als Basenleiter und TL gearbeitet.

In dieser Zeit habe ich nur einen Kollegen kennengelernt, der am Anfang noch mit seinem Cyklon dort gearbeitet hat, dann aber schnell auf einen Regler mit balancierter 2ter Stufe umgestiegen ist. Und dass ich dort niemals einen Kollegen mit einem Draeger Regler kennengelernt, hat auch klare Gründe.

Insbesondere in der deutschen Tauchergemeinde gab es (gibt es) noch heute die Haltung, wer kalte TGs in trübem Wasser managen kann, der kann über TGs in klarem und warmem Wasser nur lachen.

Für Freizeittaucher gilt das in der Regel auch, aber wenn Du als Profi bei hohen Wellen und starker Strömung über einem tiefen Tauchplatz bis zu acht Anfänger kontrollieren willst, dann bleiben stressige Situationen nicht aus und man muss zum Teil sehr schnell reagieren und auch mal sehr schnell gegen starke Strömung kämpfen.

Wenn Dein Regler dann nicht wirklich leicht Luft gibt, dann kann es auch für einen erfahrenen Profi zu sehr unangenehmen, gefährlichen Situationen kommen, für ihn und seine Kunden.

Wenn ich einen leicht zu atmenden Regler tauche mit perfekt eingestelltem Venturi, dann bin ich als Profi für diesen einen dramatischen Moment in 500 TGs vorbereitet (Murphy's Law läßt grüßen), deshalb kann für mich ein Regler sich einfach nicht zu leicht atmen.
Meine 2ten Stufen (die, die ich bei ernsthaften Tgs nutze) sind auf 12-14mbar (0,5-0,6inch/h2o) eingestellt, und ich würde mit keinem Regler arbeiten, der mehr als 25mbar EAW hat.

Dazu kommt, dass ich eine ganze Menge ' Deep Air' TGs gemacht habe, also TGs zwischen 65 - 100m Tiefe, auch da freut man sich über einen auch in der Tiefe sich leicht zu atmenden Regler.

Abblasen ist überhaupt kein Thema bei einer perfekt eingestellten 2ten Stufe, es sei denn Du lässt sie außerhalb des Wassers auf die Wasseroberfläche fallen, dann reagiert der Venturi natürlich noch empfindlicher als schon ohnehin.

Die Überkompensation bei neueren Reglern bezieht sich auf die 1sten Stufen, ist für mich völliger Quatsch (reiner Werbegag), und macht bei tiefen TGs potenziell mehr Probleme als ohne.

Brauche ich die 9600l/min, die meine 1ste Stufe angeblich liefern kann?

Sicher nicht, allerdings bin ich immer mit zwei alternativen 2ten Stufen getaucht ( normal und Air2), um im Notfall für zwei Kunden Luft geben zu können.

Je nachdem wie tief man gerade ist, wenn einen z.B. unerwartet die Strömung nach unten drückt und man zwei panische Anfänger an seinem Tank hat, kann es durchaus beruhigend sein, wenn man weiß, dass das beklemmende Gefühl der Gefahr nicht auf einer Unterversorgung der Luft beruhen kann, sondern dass das einfach der Stress ist in diesem Moment. Der Luftverbrauch kann sich dann schon mal sehr erhöhen.

So etwas ist mir wirklich mal passiert, auch wenn es letztendlich nicht so dramatisch wurde wie man hätte befürchten können, weil wir dann seitlich ziemlich bald aus dieser Strömung wegtauchen konnten (allerdings waren wir da schon wieder auf knapp 45m) und wieder hochkamen ohne die Jackets aufblasen zu müssen. Mir ging jedenfalls ziemlich die Pumpe, weil das so unerwartet schnell passierte.

Gut, das dazu, also Draeger und Poseidon sind für mich die unverwüstlichen, zuverlässigen Traktoren unter den Atemreglern, aber für die Tauchprofile, die ich oft getaucht bin, wahrscheinlich nicht wirklich geeignet ( den MK3-Xstream kenne ich nicht, insofern könnte der, soweit ich drüber gelesen habe, etwas anders zu bewerten sein).
taino
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Re: Dräger Secor 300

Beitragvon Franz » Fr 20. Mai 2022, 21:24

Hallo Thomas,
danke, sehr gut und ausführlich erklärt. Es macht einen signifikanten Unterschied für welche Art Tauchgänge ein Regler eingesetzt wird.
Wenn man in einer Extremsituation weiss, daß genügend Reserven problemlos geliefert werden, ist das schonmal ein Stressfaktor weniger.
Das kann beim Tauchen eine entscheidende Rolle spielen. Ich denke da immer an einen Werbeslogan von Scubapro:
"Deep down you want the best".
Der Secor 300 wurde für die Bundesmarine entwickelt, er muß robusten professionellen Einsätzen genügen und wartungsarm sein.
Der Regler wird in einer anderen Technikumgebung und Zielgruppe verwendet als jene für den privaten oder dem professionellen gebrauch auf Tauchbasen. Das ist schon
an der sparsamen Ausstattung mit nur zwei Mitteldruckanschlüssen, einem HD-Anschluß und nicht drehbarem Finimeter, zu erkennen.

Gruß,
Franz
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Re: Dräger Secor 300

Beitragvon Franz » Fr 27. Mai 2022, 18:20

Hai!

Manchmal reitet einen der Teufel und so habe ich an einem zweiten Secor 300 den Anschlußstutzen abgeschraubt.

L1290235.jpg
Ja sowas, der war auch geklebt. . . .

L1290239.jpg
Auch im M16 x 1,5 Innengewinde ist der Zweikomponentenkleber zu sehen.

L1290243.jpg
Innereien der ersten Stufe.


Die Verklebung war also serienmäßig. . . Der Stutzen ließ sich ohne Erwärmen lösen. Er dichtet auch ohne Dichtung und Klebemittel ab.
Doppelt genäht hällt aber besser. Man darf auf keinen Fall zuviel Kleber auftragen, sonst drückt er sich beim Einschrauben ins Innere der ersten Stufe.
Ich trage innen und aussen auf dem ersten Drittel der Gewinde Kleber auf und wische danach ab, sodaß nur unten in den Flanken ein dünner Film übrig bleibt.

Gruß,
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Di 31. Mai 2022, 10:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Dräger Secor 300

Beitragvon taino » Mo 30. Mai 2022, 09:37

Hi Franz

Dank Dir, dann weiß ich für's nächste Mal Bescheid, sollte mich doch noch der Teufel reiten und ich unbedingt die Yoke Nut von meinem Secor 300 lösen wollen.

Für so eine Zusammenarbeit bin ich hier im Forum.

Schönen Start in die Woche!
taino
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Re: Dräger Secor 300

Beitragvon Franz » Fr 3. Jun 2022, 15:23

Hallo Zusammen,

er ist fertig restauriert.
Der Mitteldruckschlauch wird noch ausgetauscht.

L1290244.jpg
Der Sinterfilter nach dem Ultraschallbad

L1290248.jpg
Das Hochdruckventil, bei Dräger "Patrone" genannt

L1290252.jpg

L1290261.jpg
Blick in die erste Stufe

L1290266.jpg
Erst Stufe mit montierter Patrone

L1290273.jpg

L1290276.jpg
Finimeter gegen einen unbenutzten ausgetaucht

L1290288.jpg

L1290283.jpg

L1290281.jpg


Jetzt kann das gute Stück wieder ins Wasser sofern es nass genug ist.

Gruß,
Franz
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Re: Dräger Secor 300

Beitragvon taino » Fr 3. Jun 2022, 21:12

Na, sieht doch richtig gut aus, fast wie mein wahrscheinlich nie benutzter Secor300 S.
Gratuliere, ein richtig schönes Teil, ich gehe mal davon aus, dass er sich so gut atmet wie er soll.
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Re: Dräger Secor 300

Beitragvon Franz » Mo 6. Jun 2022, 08:36

Moin!
Ja, der atmet sich für meine Begriffe normal, habe kräftig daran gezogen.
Ich verwende einen Secor 300 als Reserveregler mit langem Schlauch, so 1,8 Meter. Wenn ich an dem kräftig ziehe, fängt die erste Stufe an ein wenig zu "stottern", liefert aber aureichend Luft. Woran kann das liegen? Der Regler liefert meht als 300l/Min. Bei normal kurzem Schlauch passiert das nicht. Der Luftverbrauch und die Luftlieferleistung haben eigentlich nichts mit der Schlauchlänge zu tun.

Gruß,
Franz
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Re: Dräger Secor 300

Beitragvon taino » Mo 6. Jun 2022, 17:59

Wenn der Schlauchdurchmesser gleich ist, dann kann ich mir nur eine Art von Venturieffekt vorstellen, welcher durch die etwas größere Menge Luft im System getriggert wird und der nur so kurz ausgelöst wird, dass er sich nur in der 1sten Stufe durch kurzes Öffnen und Schließen (Stottern) des Ventils bemerkbar macht.....
Nur merkwürdig, dass so wenig mehr Luft das gerade auslösen soll......
Ansonsten sind 'harmonics' in ersten oder zweiten Stufen nicht so ungewöhnlich, allerdings sind dafür in der Regel eher die Schmierung oder die Haupfederorientierung verantwortlich.
Länge des MDschlauchs ist mir neu.
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Re: Dräger Secor 300

Beitragvon Franz » Mo 6. Jun 2022, 20:05

Wer weiss den so genau was sich im Innern der Regler bei hohem Luftdurchsatz im Detail tatsächlich abspielt.
Das ist zwar durchgerechnet aber in der Praxis können die Abläufe auch mal etwas Eigenleben entwickeln.
So kommt es zum Hämmern und anderen Ungereimtheiten.
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Re: Dräger Secor 300

Beitragvon Franz » Mo 8. Aug 2022, 17:32

Es ist wieder ein schöner Secor 300 zu haben:

https://www.ebay.de/itm/363935841422?mk ... name=11021
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