7. Die Chronologie der Tauchgeschichte: 1701-1749

Die Anfänge des Tauchens

7. Die Chronologie der Tauchgeschichte: 1701-1749

Beitragvon Tauch-Info-Büro » Fr 7. Dez 2012, 17:30

Der Text des siebenten Kapitels aus „Meine illustrierte Chronologie und Bibliografie der Tauchgeschichte - Bd. I: Zeittafeln und Bilder“ (http://www.gierschner.de / ISBN 978-3-937522-24-1). Aber natürlich ohne die Bilder! (z. Z. rund 650, mit Quellenangaben, aber doch irgendwie geklaut. Deshalb dauert die Veröffentlichung in "richtiger Buchform" noch ein Weilchen.

Und wieder der übliche Satz: Ist ja wohl kein echter Forumsbeitrag, ist aber wenigstens etwas. Und vielleicht wisst ihr - zufällig - Berichtigungen oder Ergänzungen? Aber bisher (leider oder glücklicherweise) hat sich noch keiner gemeldet. Meine „Verlagstechnologie des Book-on-Demand“ würde es doch erlauben, jederzeit Änderungen vorzunehmen. Na ja, also weiter geht es in meiner Chronologie so:


1701-1749
- Johann F. Laufstadius (1795-1867), Hafenmeister im finnischen Rahe, gilt als letzter Besitzer eines Tauchanzugs aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. Der aus Leder genähte und mit Teer imprägnierte Anzug besitzt einen konisch zulaufenden Helm mit drei Glasfenstern. Der Schlauch für die Luftzufuhr besteht aus einer Reihe von mit Leder gedichteten Hartholzrohren. Der Luftablassschlauch ist mit der Helmspitze vernäht. Laufstadius schenkte den Anzug um 1862 dem finnischen „Raahen Museo“ anlässlich der Museumsgründung.


1701
- Die Tauchzeit von Perlentauchern hofft man noch im 17. und 18. Jh. durch eine schnorchelartige, ganz über den Kopf reichende Lederkappe zu verlängern, wie sie auch Sebisch und Salzmann in ihrer Dissertation über das Tauchen an der Universität Straßburg vorstellen.
- Zwar erwähnte schon Leonardo da Vinci zwischen >1488 und 1510 eine Brille „aus Eisglas“, spätestens jedoch ab Beginn des 18. Jhs. gehören im Mittelmeerraum einfache Taucherbrillen zur Standardausrüstung der Nackttaucher.


1702
- Die vor Südamerika Schätze anhäufende spanische Tierra-Ferma-Flotte vereinigte sich 1700 in La Habana mit der Nueva-España-Flotte, die vor Veracruz unermessliche Vermögen einsammelte. Im Laufe der dreijährigen Liegezeit treffen dort weitere Schatzgaleonen und Schätze ein, die nach Spanien verschifft werden sollen. Im Juli 1702 verlassen 44 Schiffe La Habana, darunter etliche spanische und französische Kriegsschiffe zum Schutz der Schätze. Reiseziel Cadiz. Während der Rückreise erfährt man, dass ein neuer Krieg ausgebrochen sei und 70 englische und niederländische Schiffe Cadiz belagern. Die Flotte weicht auf eine Warteposition in Bucht von Vigo (Galicien) aus. Im Oktober greift die englische Flotte unter Admiral Rooke die Spanier an und schlägt sie vernichtend. 18 Schiffe werden aufgebracht, unermessliche Schätze versinken mit ihren Schiffen oder werden zuvor über Bord geworfen. Der siegreiche Admiral lässt unmittelbar danach durch Nackttaucher etliche Münzen bergen. Aber ihre Ausbeute bleibt mangels Hilfsmittel dürftig.


1703
- Der Franzose Petit-Renault organisiert in der Bucht von Vigo (>1702) eine Bergungsoperation für versenkte französische Kriegsschiffe und birgt 161 bronzene Geschützrohre.


1704
- Robert Davis, ein Schwager von Daniel Defoe, besitzt ein Schreiben vom September 1704, unterzeichnet von mehreren Lokalgrößen aus Cornwall. Es bestätigt: „Mr. Robert Davis ging mit seiner Tauchmaschine ins Meer, mehrere Faden tief unter Wasser zu einem Purpeare Cove genannten Platz und sang die 100. Psalm unter Wasser. Dann ging er mehrere Male unter Wasser zu den Bumble Rocks, wo vor einigen Jahren mehrere Silberbarren gefunden wurden“ (Zélide 1992). Davis Tauchmaschine bestand vermutlich aus einem hölzernen Fass mit einer Rohrverbindung zur Oberfläche, denn sonst hätte man ihn ja nicht singen hören.


1708
- In Moskau erscheint das erste russische „Tauchbuch“ (Das Buch über Möglichkeiten des freien Abstiegs in Flüssen). Es handelt sich dabei um ein in Französisch geschriebenes und in Amsterdam erschienenes Werk von Bouilliet. Es wurde von Boris Volkov ins Russische übersetzt.


1715
- Der englische Zimmermann John Lethbridge unternimmt seinen ersten Versuch mit einem 234 l fassendem Fass. Er lässt sich für eine halbe Stunde einschließen, um zu beweisen, dass man damit überleben kann. Davon ausgehend lässt er sich ein mit Eisenbändern verstärktes hölzernes „Tauchfass“ bauen. Es ist etwa 1,8 m hoch, hat einen Durchmesser von 75 cm am oberen Ende, unten 45 cm und ein Bullauge. Aus dem Fass ragen die mit Ledermanschetten abgedichteten Arme des Tauchers. Zwei Öffnungen dienen zur Belüftung an der Oberfläche. In eine wird per Blasebalg Luft gepumpt, aus der anderen entweicht sie wieder. Kurz vor dem Abtauchen werden die Öffnungen verschlossen und das Fass von einem Schiff aus ins Meer hinabgelassen. Mit einem in Reichweise befindlichen zweiten Seil signalisiert er Anweisungen. Lethbridge taucht mit seinem Fass bis zu 21 m tief, jeweils für etwa eine halbe Stunde. Dann muss er zur Luftauffrischung zurück an die Oberfläche. Lethbridge hinterlässt keine autorisierte Konstruktionszeichnung. Die bekannten Abbildungen sind Rekonstruktionen nach seiner Beschreibung. Lethbridge taucht mit seiner Konstruktion vom 1715 bis 1743, half bei der Bergung von mindestens 16 großen Wracks - und wurde dennoch 83 Jahre alt!
- Am 1. September taucht Oberst Andreas Becker mit Taucherhelm und Taucheranzug bei Somerset House 45 min in der Themse. Von dem kupfernen Helm führen drei Rohre zur Oberfläche: eins zum Atmen, eins zum Sprechen und eins zum Hören. Unklar, die Art der Luftversorgung. Vielleicht bleibt der Oberst ja auch nur knapp unter der Oberfläche. Auch König Georg I (1660-1727) besichtigt die Vorführung.
- Der Chevalier Christian de Beaune übergibt dem Marine Council in Paris den Entwurf für eine „Maschine oder Rüstung für Taucher“. Derartige Entwürfe sind gerade in Mode. Desaguliers spricht von 14 um diese Zeit eingereichten Patenten. Über den Brustharnisch trägt der Taucher Lederbekleidung und einen Metallhelm. Zwei Luftrohre dienen zum Hören und Sprechen. Einziger Kommentar der Admiralität: „Wo ist die Zeichnung von Nr. 12, den Fässchen, um die Luft zu erneuern?“ (Cowan 1992).
- Vor La Habana sammeln sich wieder schatzbeladene Galeonen der spanischen Tierra-Ferma-Flotte und der Nueva-España-Flotte, um mit Geleitschutz heimwärts zu segeln. Die Katastrophe von >1702 war nun schon ferne Vergangenheit. Am 27. Juli liefen 11 Schiffe in Richtung der Florida-Straße aus. Wenige Tage später versenkt ein Hurrikan 8 Schiffe entlang eines 70 bis 80 km langen Küstenstreifens zwischen Sebastian und Ankona vor den Florida-Keys. Zwei Schiffe verschwinden spurlos und nur die französische Grifón entkommt.


1716
- Im März bergen unter Leitung des Stadtkommandanten von La Habana Don Juan del Hoyo Solórzano 280 indianische Taucher zahlreiche Wertsachen, darunter über 4 Mio. Piaster, aus den Untergangsstellen der Silberschiffe vor den Florida-Keys. Etwa ein Drittel der einheimischen Nackttaucher kommt dabei um.
- Der britische Astronom Edmund Halley lässt sich 17 Jahre nach seinem ersten Versuch (>1691) erneut mit einer verbesserten Taucherglocke im Hafenbecken von Pagham, Sussex, hinabsenken. Da im gleichen Jahr sein lange liegengebliebener Aufsatz „The Art of Living Under Water“ in den Philosophical Transactions of the Royal Society erscheint, wird vermutet, dass der inzwischen 57-jährige damit auch ein wenig sein Patent in Hinblick auf eine kommerzielle Verwertung fördern wollte. Und es heißt auch, dass er in Pagham u.a. versuchte, Ladungsteile aus einem Wrack bergen zu lassen. Die spektakulären Erfolge des William Phips (>1687) hatten sich herumgesprochen!
- Der schwedische Ingenieur Mårten Triewald besucht London und begegnet dort Edmund Halley. Triewald wird Zeuge der Tauchversuche von Halley und sieht in ihm später einen „Freund und Patron“ (The Art of Living Under Water, VIII, § 1).


1717
- Der deutsche Mediziner und Mathematiker Christian Caspar Hoppenstedt lässt sich eine kleine Schrift drucken mit dem Titel „Kurtze Beschreibung und Anzeige des neu inventirten Taucher-Kleides oder Wasser-Machine“. Er sendet sie samt dem Modell seines Taucheranzugs nach London und bittet König Georg I, die Erfindung zu prüfen.
- Ein anonymer Taucher taucht zu Demonstrationszwecken in Hannover in die Leine. Er bleibt eine Stunde unter Wasser. Zeugen sind mehrere Prinzen und andere Edelleute. Jacob Leupold, der dies berichtet, nennt zwar keinen Namen, doch Jung (2000) vermutet, dass es sich um Christian C. Hoppenstedt gehandelt haben dürfte.


1718
- Im Frühjahr erscheint der spanische Bergungsspezialist Manuel Miralles vor den Florida-Keys (>1715). Im Gefolge Basisschiffe, Taucherglocken, erfahrene Taucher und zum Schutz eine Art Privatarmee. Nach einem Jahr verlässt Miralles wieder die Gegend, das „das Tauchen nach Gold und Silber nicht mehr der Mühe“ lohne. Nach offiziellen Dokumenten wird aber weniger als die Hälfte der 1715 registrierten Werte geborgen.


1719
- Im Februar reicht Sieur de Mainville der französischen Admiralität einen Entwurf für zwei aufeinander abgestimmte Tauchgerätekonstruktionen ein. Optisch eindrucksvoll ist die Zweite namens „Homme libre“ mit ihrem ledernen Tauchanzug, einem hölzernen kastenförmigen Taucherhelm und einem komplizierten System von Pumpen und Ventilen. Vermutlich warf man die Entwürfe gleich wieder weg, meint Cowan (1992), was gewiss einigen Menschen das Leben rettete und ein schönes Stück an Kosten.
- „... und um sich im Wasser unter den Schiffen zu bewegen, ist es nötig, sich zwei Hemden mit Hosen aus dichtem Leder für jede Person zu machen und ledergedichtete hölzerne Fässchen, um sie auf den Kopf zu setzen. Diese erhalten Fenster in Augenhöhe, abgedichtet mit Blei und Pferdehaar. Und vorn und am Rücken sollen zu gleichen Teilen Blei- oder Sandgewichte befestigt werden. Ist das getan, sollen Spezialwerkzeuge hergestellt werden, um Schiffe anzubohren und anzuzünden“ schreibt über 100 Jahre später der Moskauer Telegraph über die erste russische Idee zu einem autonomen Tauchgerät. Erfinder ist der Bauer Efim Nikonov, der später auch noch mit Tauchfahrzeugplänen von sich reden macht.


1720
- Im März 1719 havariert der Ostindiensegler Vansittart vor der kapverdischen Insel Mayo. Der englische Kapitän Jacob Rowe, rüstet zwei Schiffe aus und segelt nach Mayo. Binnen sechs Monaten werden neben Blei, Kanonen und Anker auch 33 Tonnen Silber und Münzen geborgen. Im Oktober, gleich nach seiner Rückkehr nach London, erwirkt Rowe das Patent Nr. 431 für „A Machine for Diving more Practicable and in Greater Depths than any yet in use“ (Eine Maschine zum einfacheren Tauchen und für größere Tiefen als bisher üblich). Die Maschine aber ist wie die von Lethbridge (<1715) ein „Tauchfass“. Beide sprechen indes nicht von „Fässern“, sondern von einer Diving Engine, einer Tauchmaschine. Wie es später heißt, werden Rowe und Lethbridge Partner, auch um gerichtliche Auseinandersetzungen um die Urheberschaft der erfolgreichen Geräte zu vermeiden.
- In seiner Autobiografie erzählt Benjamin Franklin, dass er sich an den Sohlen seiner Sandalen palettenähnliche Scheiben aus Holz befestigte - die ersten amerikanischen „Schwimmflossen“.
- Der Schwede Sjöhelm erhält ein Privileg des spanischen Königshauses und darf in der Bucht von Vigo mit einer Taucherglocke arbeiten. Er birgt aus den versenkten Schiffen (>1702) rund 25 t Kanonenrohre, 7 Anker und einige Gold- und Silbermünzen.


1721
- In einer Ergänzung zu seinem Beitrag „The Art of Living Under Water“ erläutert Edmond Halley (>1691) nun in den Philosophical Transactions auch die Konstruktion seines „Atemschlauchgerätes“, das er bereit 1716 erwähnt. Danach sollte der „Bleihelm“ des Tauchers über Schläuche mit dem Hauptraum der Glocke verbunden werden. Die Schläuche sollten aus Messingdrahtröhren gefertigt und mit in heißem Öl und Bienenwachs getränktem Handschuhleder abgedichtet werden. Darüber kamen noch einige Windungen angestrichener Schafsdärme und eine Schutzhülle aus Leder - eine mühsame Prozedur zur Herstellung von Luftschläuchen vor der Erfindung der Kautschukvulkanisation (>1839)!


1722
- Auf Anordnung des Zaren Peter I (der Große) und mithilfe holländischer Tauchexperten wird die 1715 im finnischen Meerbusen vor der Insel Kotlin gesunkene Narva mit ihrer wertvollen Ladung gehoben. Seit dieser Zeit besitzt auch Russland qualifizierte Taucher für diverse UW-Arbeiten.
- Mandel, ein in England lebender Schwede, bittet das französische Marineministerium um ein Privileg „zum Bergen von Gegenständen aus Schiffswracks mit Maschinen, die er selbst erfunden hat.“ Seine Erfindung würde es erlauben, eine beträchtliche Zeit lang gefahrlos unter Wasser zu bleiben und dabei am Grund entdeckte Gegenstände zu bergen. Am 10. Juni 1723 erhält er das Patent vom französischen König, ohne Details seiner Erfindung offengelegt zu haben.


1723
- Im Februar forscht Jacob Rowe mit seiner „Tauchmaschine“ in den Bimini-Bänken auf den Bahamas in allerlei Wracks nach lohnenswertem Bergungsgut. Er hat aber nur geringen Erfolg.


1725
- John Lethbridge (>1715) birgt mithilfe seines Tauchfasses“ Teile des Schatzes der Slot Her Hooge vor der Küste Portugals.


1726
- Der englische Botaniker Stephan Hales entwickelt etwa um diese Zeit ein einfaches Atemgerät mit Kreislaufatmung und einer Regenerationseinrichtung. Der blasebalgartige Atemsack enthält Scheidewände aus meersalz- und weinsteingetränktem Flanell zum Absorbieren der „sauren Lungendünste“. Hales kann damit knapp 9 min atmen.
- Mårten Triewald (>1716) gründet in Schweden mit drei Partnern eine Bergungsgesellschaft (Northern Diving and Salvage Society) und erwirbt für Jahre die alleinigen Tauch- und Bergungsrechte in großen Teilen des damaligen schwedischen Hoheitsgebietes. Triewald baut eine mit Blei verkleidete hölzerne Taucherglocke, 1,8 m hoch und unten 1,2 m weit und mit Blei und Eisen beschwert. Zwei ebenfalls beschwerte „Luftgefäße“ mit einem Volumen von je 175 l sichern die Luftauffrischung. Dazu gesellt Triewald einen Schleppkahn und allerlei Hebe- und Werkzeug. Die Diving-Company ist einsatzbereit - und wartet vergeblich auf Aufträge.


1727
William Evans, ein Schiffsbauer aus Dartford, Kent, geschickt auch im Herstellen von Fässern, baut sich aus ein solchen eine „Tauchmaschine“. Seine Vorbilder sind gewiss Lethbridge (>1715) und Rowe (>1720) mit Letzterem arbeitete er eine Zeit lang zusammen. 1927 erhält er einen Vertrag zum Tauchen an der Gran Grifón, einem vor Fair Isle havarierten Schiff der Armada.


1728
- Jacob Rowe (>1720) und William Evans (>1727) setzen ihr tauchendes Fass bei der Bergung von Schätzen der Adelaar ein, einem in 8-12 m Tiefe liegenden holländischen Ostindiensegler vor der Insel Barra (Äußere Hebriden). Sie können nur an 33 von den 199 Tagen Aufenthalt vor Barra tauchen, heben aber u.a. 500 Silber- und 50 Goldbarren und über 50.000 Münzen. Danach gehen Rowe und Evans getrennte Wege.
- Von Desaguliers stammt nach Davis (1962) eine Abbildung, Beschreibung und Kritik zu einem „Case of Armour ...“, einer Panzerung für Taucher. Danach ist das Gerät aus drei kupfernen Behältern gefertigt und hat zwei Luftanschlussstutzen. Arme und Beine ragen ungeschützt ins Wasser. Die zeitliche Einordnung indes ist vage. Davis überprüfte Desaguliers Hinweise auf 14 andere patentierte Tauchgeräteentwicklungen aus jener Zeit, konnte aber keine entsprechenden Aufzeichnungen finden. Auch bei Clare Martin (1735) ist eine solche Panzerung für Taucher abgebildet.
- Alexandre Goubert erscheint mit viel Technik (u. a. 40 Winden) in der Bucht von Vigo (>1702) und lässt eines der noch im Seichten liegenden Wracks an Land ziehen. Es ist aber ein französisches Kriegsschiff und keine Schatzgaleone! Gouberts Ausbeute: einige Geschützrohre und vier Silbermünzen …


1729
- In der Nr. 12 der Sankt Petersburg-Gazette erscheint eine Abhandlung über Taucher. Damit beschäftigt man sich erstmals in Russland „wissenschaftlich“ mit dem Thema „Tauchen“.
- Der englische Zimmermann Nathaniel Symons aus Harburton, unweit Totnes, baut eine schiffsförmige Tauchermaschine. Vor mehreren Hundert Zuschauern taucht er damit im River Dart und bleibt 45 min unter Wasser, ehe er wieder auftaucht. Symons beklagt sich später enttäuscht, dass er - obwohl eine große Zahl reicher Gentlemen anwesend war - nicht ein Geldstück erhielt.
- Im September beginnt Kapitän Jacob Rowe (>1720) mit seinen Partnern mit der Suche nach Schätzen der vermuteten Galeone Admiral of Florence (>1665) vor Tobermory im Sound of Mull.
- Mårten Triewalds (>1726) Northern Diving and Salvage Society hilft der schwedischen Admiralität vor Waxholmen und angesichts hunderter von Zuschauern, eine havarierte neue königliche Fregatte wieder flottzumachen. Viel Ehre, aber kaum Geld!


1730
- Während der Suchaktion vor Tobermory: Capitan Irvin steigt mit Rowes Tauchmaschine ab. In 18 m Tiefe fühlt er einen starken Druck auf den Armen. Weitere 3,5 m tiefer hörte das Blut auf, dort zu zirkulieren. Nach diesem Tauchversuch muss er sechs Wochen das Bett hüten. Desaguliers (1744), von Irvin informiert, schreibt weiter, dass er von einem Todesfall drei Tage nach einem Abstieg auf 26 m gehört habe. Deshalb hege er auch Zweifel an Tiefenangaben Lethbridges.
- Der Engländer William Evans (>1727) birgt mithilfe eines „Tauchfasses“ oder einer Taucherglocke Kanonen, Gold und Silber aus einem der vor Vigo versenkten spanischen Schiffe.
- Im Herbst und im Juni 1731 stellt Mårten Triewald (>1716) seine Tauchertechnik erneut der Öffentlichkeit vor. Der erfahrene Taucher Johann Been und zwei Lehrlinge steigen bis in 27 m Tiefe ab.


1731
- Im Herbst gibt Jacob Rowe (>1720) die Suche nach den vermuteten spanischen Schätzen vor Tobermory auf und verlässt Mull. Er nimmt an, dass durch Sprengungen die wertvolle Ladung aus dem Wrack geschleudert und unauffindbar im Schlamm versunken sei. Noch bis in die 70er Jahre des 20. Jhs. riskieren Hunderte von Tauchern in dem schwierigen Gewässer ihr Leben, um die vermuteten spanischen Schätze zu finden. Vergeblich, denn vielleicht gibt es die auch gar nicht und Miller (>1665) bleibt mit seinen geborgenen Bronzekanonen immer noch der erfolgreichste Schatztaucher vor Tobermory!


1732
- Auch der Bergungserfolg des Spaniers Don Juan Antonio Rivero in der Bucht von Vigo (>1702) ist nur mäßig: eiserne Kanonenrohre und 3068 Silbermünzen! Dann wird es für ein Jahrhundert stiller in der Bucht, während die Schatzschiffe immer tiefer im Schlamm versinken.
- Mårten Triewald (>1716) ersinnt eine neue Taucherglockenkonstruktion, kleiner, nur 1,2 m hoch (praktisch ein überdimensionaler Taucherhelm) und aus Kupfer gebaut. Ein Rohr windet sich spiralförmig vom unteren Drittel an der Glockenwand empor und endet in einem Mundstück, aus dem der Taucher atmet. Die frischere und durch die Schlange gekühlte Luft aus der unteren Glockenhälfte soll die Luftgefäße überflüssig gemacht haben. Triewalds Idee wird 1736 in den Londoner Philosophical Transactions veröffentlich.


1734
- John Lethbridge (>1715) beteiligt sich mit seiner Tauchmaschine, dem tauchenden Fass, im Hafen von Marseille bei der Suche nach Münzen aus der Ladung eines gesunkenen Frachtschiffes.
- Mårten Triewald (>1716) publiziert sein „Konsten at lefwa under Watn“, nach Fardell und Phillips (2004) in der englischen Ausgabe „das beste und detaillierteste Buch über Bergungen durch Taucher“, dass bis zum Ende des 18. Jahrhunderts geschrieben wurde.


1735
- Vor den gefährlichen Wirkungen des Wasserdrucks auf ungeschützte Gliedmaßen wie bei den „Fasstauchern“ (Lethbridge, Rowe etc.) oder bei „Panzertauchgeräten“, die aber Arme und Beine freilassen (Tonkin, Klingert etc.) warnt Martin Clare in seinem Buch „The Motion of Fluids“: „WA noted diver, not long since, in 13 fathoms [24 m] water, having the trunk of his body cased in armour, had his limbs so squeezed, that the circulation of fluids was almost stopped, and the blood was forced out of his eyes, nose and ears, by the great pressure of the incumbent water, which nearly inclosed the vessels. He lay six weeks by the hurt he received, and tho’ he saw a cask of dollars, but a small distance from him, it was not in his power to proceed further; and one, his companion, venturing to do so, was near expiring when he came up and actually dyed in three days time“ (zitiert nach Bevan 1996, siehe auch 1728).
- Der schwedische Naturforscher Carl von Linné begründet mit dem Werk „Systema naturae“ das bis heute maßgebende Ordnungssystem der modernen biologischen Systematik.


1736
- An der Küste von Südostengland gilt Kapitän James Bushell als der Taucher und Bergungsexperte der Region. Seine Spezialität: das Flottmachen oder Bergen von auf Sandbänken und im Treibsand havarierten Schiffen. William Evans (>1727) und Bushell arbeiten an der vor Flushing in 6 m Tiefe liegenden Anna Caterina und an der auf 15 m Tiefe gesunkenen Vliegenthart. Sie benutzen u.a. auch Evans Tauchfass. Evans birgt u.a. zwei Anker, vier Bronzekanonen und 856 Flaschen Wein.


1740
- Als Cortez das Aztekenreich erobert und 1536 das Vizekönigreich Neuspanien (das heutige Mexiko) gegründet wird, herrscht kein Interesse an marinen Schätzen. Erst um 1740 beginnen sich jesuitische Siedler, für die Austernbänke im Golf von Kalifornien zu interessieren. Sie zwingen die einheimischen Nackttaucher, jeden Tag aus bis zu 15 m Tiefe Perlmuscheln zu bergen. Don Manuel de Orcio aus Andalusien, Schmied und Söldner in der jesuitischen Mission von Loreto, macht ein erfolgreiches Geschäft mit den Perlen, demissioniert und intensiviert mit seiner „Perlen-Armada“, einer Flotte von kleinen Booten mit je 3 bis 5 Tauchern, die Perlentaucherei. 1766 sind die Bänke erschöpft und Orcio verlässt den Golf.


1741
- In Stockholm erscheint im Verlag von P. J. Nyström Mårten Triewalds (>1716) letzte Arbeit zum Thema Tauchen, sein Buch „Plägning til Konsten at Lefwa under Watn“. Es ist - auch in seiner Gliederung - eine Fortsetzung des ersten Buches von 1734 und zeigt in schönen Kupferstichen Werkzeuge für Unterwasserarbeiten und beschreibt ihre Benutzung.


1743
- Im April strandet der Ostindiensegler Princess Louisa vor der Insel Mayo (Kapverden). Jacob Rowe, durch die Bergungsarbeiten an der Vansittart schon vertraut mit den örtlichen Gegebenheiten, bietet der Ostindien-Kompanie seine Hilfe bei Bergung des Schiffes und seiner Schätze an. Im September unterzeichnen Jacob Rowe und seine Partner Thomas Hall und James Pearce die Bergungskontrakte. Die Kompanie befiehlt die Ausrüstung von zwei Schiffen für dieses Unternehmen. Über Ausgang und Erfolg wird nichts bekannt und auch Jacob Rowe verschwindet in den Annalen der Geschichte.


1747
- Am 9. August stirbt in Stockholm Mårten Triewald (>1716) im Alter von 56 Jahren.


1748
- Der französische Diplomat Benoît de Maillet träumt in seinem posthum erschienenem Büchlein „Telliamed ...“ u. a. von der Erforschung der UW-Welt mit Tauchern und einer von ihm ersonnenen Tauchkammer für größere Tiefen. „Die Taucher tragen engsitzende Hauben aus Ölzeug mit Masken. Diese enden in Baumwollkleidung und lassen sich so am Hals befestigen, dass kein Wasser eindringen kann. An der Spitze jeder Haube ist ein langer Atemschlauch aus Leder befestigt, der es dem Taucher erlaubt, sehr tief zu gehen und jederzeit mehrere Stunden unter Wasser zu bleiben.“ Eine Rekonstruktion der Tauchkammer nach Maillets Beschreibung publiziert 1952 der Club alpin sous-marin (Latil et Rivoire 1956).
Zuletzt geändert von Tauch-Info-Büro am Mi 9. Jan 2013, 21:08, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Tauch-Info-Büro
HTG-Mitglied
 
Beiträge: 56
Registriert: So 9. Okt 2011, 09:01
Wohnort: Berlin-Grünau
Vorname: Norbert
Spezielle Interessen: Tauchgeschichte, alte Tauchliteratur, Publikationen zur Tauchgeschichte

Re: 7. Die Chronologie der Tauchgeschichte: 1701-1749

Beitragvon Franz » Do 13. Dez 2012, 10:27

Hallo Norbert,

danke, auf den Beitrag habe ich gewartet, Ich muß Dir aber widersprechen: "Ist ja wohl kein echter Forumsbeitrag, ist aber wenigstens etwas". Deine Beiträge sind hoch willkommen und sehr interessant! Da steht z.B. "Die Schläuche sollten aus Messingdrahtröhren gefertigt und mit in heißem Öl und Bienenwachs getränktem Handschuhleder abgedichtet werden. Darüber kamen noch einige Windungen angestrichener Schafsdärme und eine Schutzhülle aus Leder". . . . Ich versuche mir immer vorzustellen, was es hieß damals mit diesen Gerätschaften zu tauchen. Ein solcher Schlauch war mit Sicherheit nicht wirklich dicht, zumindest nicht über längere Zeit. An anderer Stelle steht: „Mit Blei und Pferdehaar abgedichtet“ . . . . Die damaligen Pioniere waren mutig, was mit solch einfachen Ausrüstungen geleistet wurde kann man nicht hoch genug bewerten.

Gruß,

Franz
Benutzeravatar
Franz
HTG-Mitglied
 
Beiträge: 1357
Registriert: Fr 24. Jun 2011, 14:29
Vorname: Franz
Spezielle Interessen: Alte Tauchausrüstungen, Tauchgeschichte. . . .


Zurück zu Prehistorisches



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

cron