Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Diskussionen und Berichte zu historischen Nachbauten und deren Erprobung
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Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Franz »

Moin moin,

der Balg wurde in allen Details im Stil eines Arbeitsgerätes um 1800 (Klassizismus) gebaut, nicht Mitte 1800 (Historismus).
Beim Waldkircher Orgelbauer werden Orgeln und Musikinstrumente aus vielen Jahrhunderten restauriert. Dort weiss man um die entsprechenden Stilrichtungen bestimmter Epochen sehr gut. Hier wurde ganz bewußt auf die damalige Ornamentik verzichtet, um den Charakter eines einfachen Arbeitsgerätes beizubehalten. Das Gerät ist nunmal neu und sieht entsprechend aus. Die fehlende Patina kommt mit den Jahren von alleine.

Franz
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Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Franz »

Hallo Zusammen!

Wir werden die Lederschläuche nicht mit Ziegendarm luftdicht machen. Es wird befürchtet, daß es Konservierungs- und Geruchsprobleme geben wird. Die Schläuche sollen schließlich im Museum ausgestellt werden.

In den Nächsten Tagen werden bessere Fotos vom Blag aufgenommen und hier eingestellt.

Im Frühling oder Sommer nächsten Jahres ist mit der Ausrüstung ein Tauchgang in der Ostsee geplant.

Gruß,
Franz
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Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Franz »

Hallo!

Hier sind die neuesten Fotos. Die Edelstahlschrauben wurden gegen welche aus Messing ausgetauscht.
Die Holzteile habe ich nochmal geölt.
L1250041.jpg
L1250043.jpg
L1250044.jpg
L1250045.jpg
L1250046.jpg
L1250049.jpg
L1250052.jpg
Der Doppelbalg wird in der übernächsten Ausgabe der TAUCHHISTORIE beschrieben. Dazu kommt noch eine abschließende Berurteilung der Ausrüstung.

Schade, daß das Projekt zu Ende geht. Mir hat es große Freude gemacht dabei sein zu können. Ich habe sehrviel gelernt und großen Respekt vor jenen, die in früheren Jahrhunderten sich tauchend in die Tiefe gewagt haben.

Das Thema fand ein sehr großes Interesse weltweit, über 120 000 Aufrufe. Eigentlich sind es mehr als 140 000 bis dato, 20 000 Aufrufe sind unlängst bei der Softwarewartung verloren gegangen.

Derzeit arbeiten wir an einem neuen Projekt, dem Nachbau der Tauchausrüstung von Joseph Schultes:
http://forum.historische-tauchergesells ... =50&t=1020

Gruß,
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Sa 21. Dez 2019, 11:17, insgesamt 5-mal geändert.
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oxydiver
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von oxydiver »

FB_IMG_1573975941288.jpg
FB_IMG_1573975941288.jpg (34.51 KiB) 103682 mal betrachtet
Eben im Facebook aufgetaucht..
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Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Franz »

Hallo Zusammen!
Wir sollten einen Lederschlauch nach Halleys Methode mit Ziegendarm ausstatten und auf Druckdichtigkeit prüfen. In Stralsund liegen 3 Lederschläuche, einen davon können wir für Versuchszwecke verwenden, er ist wegen Schäden an der Messingspirale ausrangiert worden. Für weitere Versuche taugt er allemal.
Wenn der Darm, was anzunehmen ist, sich als einigermaßen lufttdicht herausstellt, können wir einen weiteren Versuch wagen. Vielleicht läßt sich der Helm von innen unter Verwendung einer größeren Rinderblase abdichten?

Gruß,
Franz
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MJung
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von MJung »

Die Methode der Abdichtung des Anzuges mittels Seile und Kauschen wurde anscheinend bereits 1663 bei den Bergungsarbeiten an der VASA von den Tauchern in den Taucherglocken verwendet. Möglicherweise ein Hinweis darauf, dass Kreeft seine Inspiration aus Schweden erhalten hat?
Die Illustrationen stammt von Jens Riise Kristensen (DYKKEHISTORISK TIDSSKRIFT 31, 2007, S. 8).
Bild1 VASA.JPG
Bild1 VASA.JPG (46.72 KiB) 90679 mal betrachtet
Bild2 VASA.JPG
Bild2 VASA.JPG (40.76 KiB) 90679 mal betrachtet
Bild3 VASA.JPG
Bild3 VASA.JPG (36.03 KiB) 90679 mal betrachtet
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Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Franz »

Hallo Michael,

danke für die Bilder.
Wir wissen, daß solche Anzüge einigermaßen wasserdicht waren. Nach einiger Zeit sammelte sich Wasser in den Stiefeln. Wohl deshalb waren sie austauschbar. Solche Anzüge erleichterten die Arbeit unter Wasser ungemein, da sie wenigstens etwas Kälteschutz boten. Ohne solche, wäre nur ein kurzer Aufenthalt im kalten Wasser möglich gewesen.

Gruß,
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Franz »

Hallo Zusammen,

hier eine weitere Überlegung: wir wissen nicht, ob Kreeft einen druckfesten Anzug verwendet hat oder nicht. Die Argumente dafür und dagegen haben wir aufgelistet:

Im Zusammenhang mit dem Gestäbe ist untersucht worden, ob der kreeftsche Tauchanzug mit einem Druckkörper im Bereich des Oberkörpers ausgestattet war, der Taucher Luft unter atmosphärischem Druck atmete.

Für ein Stützgerüst im Anzugoberteil würde folgendes sprechen:
- Der entspannt pumpende Mann im Bootsheck mit großem Balg.
- Der Sprachschlauch, mit dem laut Zeugenbericht, selbst das Atmen gehört werden konnte und die Atemluft ihren Ausgang nahm.
- Die Messingspirale im Luftschlauch, um diesen gegen den Wasserdruck offen zu halten.
- "Gestäbe des Busseruhns" kann als Stützgerüst im ganzen Oberteil gedeutet werden.
- Die Abbildung des Gestäbes, die Eisenstangen scheinen nach unten weiter zu führen.

Gegen das Stützgerüst gibt es folgende Argumente:
- Kein Hinweis im Text des Augenzeugenberichts
- einige dünne Stäbe würden dem Wasserdruck nicht widerstehen.
- Keine Darstellung eines Körpergerüsts in den Zeichnungen.
- Keine Dichtmanschetten an den Oberarmen und Beinen.
- Die große Fensterscheibe von 20 - 22 cm Durchmesser hätte dem Wasserdruck nicht widerstanden, schon gar nicht in „20 Klaftern“ Tiefe.
- Kein Gerüst im Patent von Bethell.
- Mit einer Membran verschlossener Sprachschlauch bei Bethell.
- Druckluftversorgung entsprechend der Tauchtiefe bei Bethell.

Es gibt ein weiteres Argument gegen einen druckfesten Anzug aus Leder. Wir haben bei unseren Testtauchgängen festgestellt, daß Luft unter leichtem Überdruck aus den Helmnähten perlt, obwohl alles mit damaligen Mitteln (Pech, Harz und Bienenwachs) versucht wurde, um die Nähte abzudichten. Der Anzug unterhalb des Helms jedoch war relativ wasserdicht, da die Nähte nicht unter überdruck von Außen standen. Fazit: ein Anzug aus Leder mit einem Stützgerüst, wäre unter äußerem Überdruck des Wassers, nie und nimmer wasserdicht gewesen. Er liefe innerhalb kurzer Zeit durch die Nähte bis unter den Helm voll Wasser.

Daraus ergibt sich eine weitere Erkenntnis: das ist wohl der Grund, warum Heinrich Kingert seinen druckfesten Anzug aus Blech gebaut hat.

Gruß,
Franz
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Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Franz »

Hallo Zusammen,
unsere Arbeit zu Peter Kreft ist mittlerweile über 180.000 mal angeklickt worden, das ist höchst erfreulich. Es sind in wirklichkeit mehr, da bei einer Wartung der Webseite 40.000 Klicks verloren gegangen sind. Es sind tatsächlich über 220.000 Seitenaufrufe und es werden konstant mehr. Darauf können wir stolz sein, Kreft ist unser Quotenrenner. Ich hätte schon Lust wieder ein solches Projekt durchzuziehen. . .
Seuftz,
Franz
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Frog
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Frog »

Hier der Link zum Abschlusstest im Sassnitzer Hafen.
https://www.ardmediathek.de/video/nordm ... mE3MjBhMmE

Gruß Uwe
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Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Franz »

Hallo Zusammen!

Aufgrund unseres Kreeft-Projekts denkt man in England darüber nach die Ausrüstung von Bethel nachzubauen.
Bei dessen Ausrüstung ist die Quellenlage sehr gut, es gibt Patentschriften etc.
bethells taucher.jpg
bethells taucher.jpg (60.07 KiB) 155740 mal betrachtet
Gruß,
Franz
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Kratermann
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitrag von Kratermann »

Also grundsätzliche Ähnlichkeiten zum Kreeftschen Tauchgerät sind ja schon zu erkennen. Insbesondere die Gestängekonstruktion des Helms (Fig.28) fällt hierbei ins Auge.
Dann wünsche ich den englischen Kollegen mal Gutes Gelingen und ebenso viel Erfolg wie den Beteiligten bei der Wiederauferstehung des Kreeftschen Tauchapparates.
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