von Franz » So 11. Jul 2021, 16:19
Hallo Zusammen,
hier eine weitere Überlegung: wir wissen nicht, ob Kreeft einen druckfesten Anzug verwendet hat oder nicht. Die Argumente dafür und dagegen haben wir aufgelistet:
Im Zusammenhang mit dem Gestäbe ist untersucht worden, ob der kreeftsche Tauchanzug mit einem Druckkörper im Bereich des Oberkörpers ausgestattet war, der Taucher Luft unter atmosphärischem Druck atmete.
Für ein Stützgerüst im Anzugoberteil würde folgendes sprechen:
- Der entspannt pumpende Mann im Bootsheck mit großem Balg.
- Der Sprachschlauch, mit dem laut Zeugenbericht, selbst das Atmen gehört werden konnte und die Atemluft ihren Ausgang nahm.
- Die Messingspirale im Luftschlauch, um diesen gegen den Wasserdruck offen zu halten.
- "Gestäbe des Busseruhns" kann als Stützgerüst im ganzen Oberteil gedeutet werden.
- Die Abbildung des Gestäbes, die Eisenstangen scheinen nach unten weiter zu führen.
Gegen das Stützgerüst gibt es folgende Argumente:
- Kein Hinweis im Text des Augenzeugenberichts
- einige dünne Stäbe würden dem Wasserdruck nicht widerstehen.
- Keine Darstellung eines Körpergerüsts in den Zeichnungen.
- Keine Dichtmanschetten an den Oberarmen und Beinen.
- Die große Fensterscheibe von 20 - 22 cm Durchmesser hätte dem Wasserdruck nicht widerstanden, schon gar nicht in „20 Klaftern“ Tiefe.
- Kein Gerüst im Patent von Bethell.
- Mit einer Membran verschlossener Sprachschlauch bei Bethell.
- Druckluftversorgung entsprechend der Tauchtiefe bei Bethell.
Es gibt ein weiteres Argument gegen einen druckfesten Anzug aus Leder. Wir haben bei unseren Testtauchgängen festgestellt, daß Luft unter leichtem Überdruck aus den Helmnähten perlt, obwohl alles mit damaligen Mitteln (Pech, Harz und Bienenwachs) versucht wurde, um die Nähte abzudichten. Der Anzug unterhalb des Helms jedoch war relativ wasserdicht, da die Nähte nicht unter überdruck von Außen standen. Fazit: ein Anzug aus Leder mit einem Stützgerüst, wäre unter äußerem Überdruck des Wassers, nie und nimmer wasserdicht gewesen. Er liefe innerhalb kurzer Zeit durch die Nähte bis unter den Helm voll Wasser.
Daraus ergibt sich eine weitere Erkenntnis: das ist wohl der Grund, warum Heinrich Kingert seinen druckfesten Anzug aus Blech gebaut hat.
Gruß,
Franz