Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Diskussionen und Berichte zu historischen Nachbauten und deren Erprobung

Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » So 22. Jul 2018, 04:34

Hallo Uwe,

es freut mich, daß dir die Teile gefallen.
Das sind keine Taucherschuhe, wie man sie heutzutage bauen würde. Wir haben uns soweit wie möglich an die historischen Vorlagen gehalten. Die Lederriemen sind deutlich robuster als in den Fotos zu erkennen. Sie bestehen aus zwei Lagen vernähtem Rindsleder. Die Schnallen sind die stärksten, die zu finden waren. Sie sind aus 4 mm dickem Messing handgefertigt. Die 8 mm Befestigungsschrauben aus Messing sind Einzelanfertigungen und halten der Belastung stand. Jede einzelne Verbindung hält das Gewicht der Sandale mehrfach.

Gruß,
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Mo 23. Jul 2018, 16:42

Schrauber,

für den Zusammenbau suche ich Rundkopfschrauben aus Messing, die sehen wenigstens einigermaßen aus wie Nieten:

s-l1600.jpg


Solche Schrauben sind veraltet, weder in Ebay noch online zu finden. Bestenfalls nur einige Stück.
Hat jemand eine Anhung wo man die noch bekommen kann?

M6 x 20 12 Stück
M6 x 30 4 Stück
M4 x 12 14 Stück

Es gibt auch Nietkopfschrauben:

329645zgoUkY8HLxT.jpg
329645zgoUkY8HLxT.jpg (64.75 KiB) 11913-mal betrachtet


Aber wo?

Gruß,
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Di 24. Jul 2018, 09:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Mo 23. Jul 2018, 18:03

So gehts auch, Marke Eigenbau, Nietkopfschraube M 6 x 20. . . plus Bleischeibe zur Abdichtung.
Wir haben uns bisher alle Mühe gegeben, daran solls also nichtmehr scheitern. So werden die beiden Flansche
wie angenietet aussehen. Falls notwendig sind sie wieder demontierbar. . . .

L1210124#.jpg


Jetzt brauchts nur noch das richtige Werkzeug um den Nietkopf beim Anziehen der Mutter ohne Kratzspuren festzuhalten.
Zuletzt geändert von Franz am Sa 29. Sep 2018, 12:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Mi 25. Jul 2018, 16:32

Moin,

damits nicht langweilig wird, hier ein Bericht von der Baustelle.

L1210125#.jpg
Provisorisch zusammengebauter Helm. Die Messingschrauben sind bestellt, andere Kleinteile in Arbeit.

L1210127#.jpg
Die Flügelmuttern werden noch gegen welche aus Messing ausgetauscht.

L1210128#.jpg
Schlauchanschluß mit Nietkopfschrauben



Das wird sehr solide. . . . . Bis Samstagabend will ich alles fertig haben.

Gruß,
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Fr 28. Sep 2018, 16:01

Kreeftler!

Na endlich, wir können wieder. . . . Das Vertragliche ist von allen Seiten unterzeichnet.

Vor einigen Monaten hat Micha diesen Text von Hermann Stelzner eingestellt:

Lederanzug_Stelzner.jpg
Lederanzug_Stelzner.jpg (95.17 KiB) 12975-mal betrachtet


Neben dem Rezept für das Lederfett, ist dieser Satz interessant:

Gewaltige Bronzeringe. . . Man hat den Eindruck, als sei der hineinpassende Mensch einem Geschlecht von Riesen angehörig gewesen.

Diesen versteht man erst jetzt, nachdem unser Anzug fertig ist. Auch wir haben einen gewaltigen Ring als Verbindungskausche eingebaut, Durchmesser 40cm, Umfang 1,26 Meter. Einen solchen Bauchumfang haben unsere Testtaucher nicht, sie sind auch keine Riesen, die 1,26 Meter entsprechen dem Schulterumfang mit nach oben gestreckten Armen. Diesen Umfang muß die Jacke auch in Bauchhöhe haben, damit man hineinschlüpfen kann. So ergibt sich der „Riesenhafte“ ring. Hermann Stelzner war das damals sicher nicht bewußt.

Es wäre eine Sensation wenn man einen solchen Anzug "in entlegenen Fischerdörfern der Ostseeküste" finden würde. . .

Gruß,
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Fr 28. Sep 2018, 16:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Fr 28. Sep 2018, 16:20

Hallo!

In Neustadt wurde eine Druckprüfung der beiden Membranen und der Schläuche durchgeführt.

Die innere Helmmembran und jene im Überwasser-Sprachtrichter wurden mit 1 bar für je 10 Minuten beaufschlagt. Es gab keine Risse, Undichtigkeiten oder sonstige Probleme. Die Schläuche haben ebenfalls 1 bar Luftdruck schadlos ausgehalten.

Mit einem Manometer wurde der Druck genau justiert. Wir können damit auf 5 Meter Tiefe tauchen und haben noch eine Sicherheitsreserve von 100%. Sollte wiedererwarten eine Undichtigkeit auftreten ist der Druckabfall für den Taucher harmlos bis zu einer Tauchtiefe von 5 Metern. Wird tiefer getaucht, muß im Helm eine Blinddichtung eingebaut werden.

25 Druckprüfung.jpg
Manometer

26 Druckprüfung.jpg
Vorrichtung zur Drückprüfung der Membran im Helmtrichter links

27 Druckprüfung.jpg
Die einzelnen Teile im Schraubstock zusammengedrückt und mit 1 bar für 10 Minuten belastet

28 Druckprüfung.jpg
Der Überwasser-Sprachtrichter unter 1 bar Druck

29 Schlauch drucklos.jpg
Schlauch drucklos

30 Schlauch unter 1 bar Druck.jpg
Lederschlauch unter 1 bar Druck. Erstaunlicherweise ist er über längere Strecken bereits dicht. . .


Druckfrei,

Franz
Zuletzt geändert von Franz am Sa 29. Sep 2018, 05:56, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Fr 28. Sep 2018, 17:49

Hallo!

In den letzten Wochen ist hier in der Werkstatt einiges passiert. Anbei eine Reihe von Fotos. Sie vergößern sich wenn man draufklickt.

5.jpg
Schalltrichter, die beiden Membranen sind aus 0,2 mm Messingblech geschnitten und eingelötet.

6 Schutzgitter Schutzbleche.jpg
Um die empfindlichen Membranen während der Tauchversuche vor Beschädigung zu schützen, wurden sie mit Lochblechen abgedeckt. Man hätte auch eng stehende Gitterstäbe ähnlich dem Helmfenster verwenden können. Das wäre recht aufwändig. Die Lochbleche sind eine einfache und damit naheliegende Lösung.

7 Befestigung Schutzbleche.jpg
Die Lochbleche sind nur angebunden und können ohne Spuren zu hinterlassen für das Museum wieder entfernt werden. Das Problem mit den empfindlichen Membranen hat Peter Kreeft unter Umständen ebenfalls Kopfzerbrechen gemacht. Vielleicht hat er sie in ähnlich einfacher Weise abgedeckt. So könnte man sie auch dranlassen. . .

9 Schlauch mit Sachalltrichter.jpg
Schläuche mit Schalltrichter, Schlauchverbindungen und Knickschutz am Helmende.

12 Bleisandalen.jpg
Bleisandalen, es ist besser innen Neoprensocken oder einen leichten Stoffschuh zu tragen damit die Riemen nicht zu spüren sind. Diese müssen wegen der Socken/Schuhe noch verlängert werden.

13 Luftablaß kurz.jpg
Helm mit verkürztem Luftablaß

14 Helmfenster mit Rundkopfschrauben.jpg
Am Helmgitter sind die Sechskantschrauben gegen welche mit Rundkopf ausgetauscht worden. Das sieht besser aus. . . 1800-tiger.

15 Knickschutz.jpg
Schlauchanschluß am Helm mit einer Feder aus 2,5 mm Messingdraht als Knickschutz. Ein lederner Knickschutz hat sich nicht bewährt.


Weitere Fotos auf der nächsten Seite.
Zuletzt geändert von Franz am Sa 29. Sep 2018, 06:08, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Fr 28. Sep 2018, 17:57

16 Schalltrichter im Helm.jpg
Blick in den Helm auf den Schalltrichter mit Schutzblech

17 Lufteinlaß mit Rückschlagventil.jpg
Blick auf den Lufteinlaß mit Rückschlagventil. Das einfache Lederventil funktioniert bestens. Das ist natürlich lageabhängig. Der Kamerablitz zeichnet das helle Leder fast weiß.

21 Anschluß Luftablaß.jpg
Der Anschlußwinkel aus Rotguß für den Luftablaß: vorher – nachher

23 Luftablaß mit Schnabelventil lang und kurz.jpg
Luftablaß, wir haben zwei verschiede Längen zu Auswahl. Die Schnabelventile funktionieren 1 A***

24 Luftablaß innen.JPG
Blick in den Helm auf den Luftausgang. Innen wurde zur Sicherung eine runde Messingscheibe eingebaut. Sie verhindert das der Anschluß herausgehebelt werden kann.

18 Anzug.jpg
Uwe im kompletten Anzug. Hier noch mit ungekürztem Luftablaß.

20 Anzug.jpg
Der Anzug ist für Uwe einige Nummern zu groß, deshalb der Faltenwurf. Siehe dazu auch den Beitrag weiter oben zur Bauchkausche. Die Fotos wurden bei Rekordtemperaturen im August aufgenommen. Uwe, danke für dein Durchhaltevermögen.


Die nächsten Schritte
Der Anzug und die Schläuche werden in den nächsten Wochen in Stralsund mit authentischen Fettmischungen behandelt und abgedichtet. Ganz dicht wird das alles sicher nicht werden. Danach können wir damit im Schwimmbecken tauchen. Wir müssen noch herausfinden wie schwer die Achselgewichte sein müssen. Ich hoffe, daß wir bis dahin den Balg geliefert bekommen, es fehlt noch ein Sponsor. . .

: )
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Sa 29. Sep 2018, 07:48

Hi!

Richard Walsby hat zum Beitrag über den Text von Stelzner reagiert:

Hello Franz
I have just seen your latest posting including a reference by H Stelzner to the book Technica Curiosa by P Schott. The reference is to waterproofing of leather.
You can see the original book (written in Latin) on Google Books here:

https://books.google.co.uk/books?id=zkp ... &q&f=false

I think the section you need is on page 395. The illustration on the preceding page is familiar.
Stelzner also refers to US patent 93544 of 1869.
I attach a copy. I hope they are useful for you.

US93544A.pdf
(150.48 KiB) 569-mal heruntergeladen


Best wishes
Richard Walsby


Hallo Franz

Ich habe gerade deinen letzten Beitrag mit einer Referenz von H. Stelzner zum Buch Technica Curiosa von P Schott gesehen. Der Hinweis bezieht sich auf die Imprägnierung von Leder.
Ihr könnt das Originalbuch (in lateinischer Sprache) in Google Bücher hier sehen:

https://books.google.co.uk/books?id=zkp ... &q&f=false

Ich denke, der Abschnitt, den Ihr benötigt, befindet sich auf Seite 395. Die Abbildung auf der vorherigen Seite ist bekannt.
Stelzner bezieht sich auch auf das US-Patent 93544 von 1869. Ich füge eine Kopie bei. Ich hoffe, sie ist nützlich für euch.

US93544A.pdf
(150.48 KiB) 569-mal heruntergeladen


Lateinerinnen und Lateiner der Historischen Tauchergesellschaft, Ihr seid gefordert. . . .

Danke Richard!

: )
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » So 30. Sep 2018, 09:12

Po 8-169 S.9xx.jpg
Po 8-169 S.9xx.jpg (134.39 KiB) 12915-mal betrachtet


Hallo Zusammen!

Unsere Arbeit am Projekt Kreeft geht langsam zu Ende. Die Quellenlage war unzulänglich, widersprüchlich und wir können nicht sicher sein, immer die richtigen Schlußfolgerungen getroffen zu haben. Unsere Replik folgt einigermaßen den historischen Zeichnungen, macht Kompromisse an die Funktion, Sicherheit, Technik und Tauchphysik. Die Besucher des Museums werden in der Replik die historischen Vorlagen erkennen. Das ist gut so.

Es bleibt die Frage, in wieweit unser Nachbau der historischen Realität entspricht? Es hätte damals ebensogut anders sein können. Es gibt zwei weitere mögliche Alternativen:

Die Handwerkervariante
Welche handwerklich naheliegenden Lösungen wären wahrscheinlicher gewesen? Das Helmgestell ließe sich wesentlich einfacher und besser bauen als in Tab 2 zu sehen. Zudem ist es wegen der schwierigeren Herstellung und des größeren Auftriebs unwahrscheinlich, daß der leichte Lederhelm kugelförmig war. Es gibt eine Reihe weiterer Details die sehrwahrscheinlich anders aussahen als dargestellt.

Die Klingert-Variante
Diese hätte einen druckfesten Oberkörper. Es gibt eine Reihe von Argumenten dafür, sie sind in der TH9 auf Seite 10 gelistet, ebenso hier im Forum, Seite 13, Beitrag vom 14. Oktober 2017. So hätten die Sprachverbindung und der große Balg, wie dargestellt, funktioniert.

Wir sollten diese beiden Varianten diskutieren und zeichnen. Sie als mögliche Alternativen mit in die Dokumentation nehmen.

Was meint Ihr?

Gruß,
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Mo 8. Okt 2018, 11:06

Hallo Zusammen,

damit kein falscher Eindruck wegen meiner letzten Nachricht entsteht: Ich stehe voll und ganz hinter unser Rekonstuktion. Sie steht hier im Büro und ich freue mich jeden Tag damit. Es ist jammerschade, daß wir so weit auseinander wohnen und Ihr den Anzug nicht sehen könnt, wie wertig die Messingteile gemacht wurden, wie schön das Leder verarbeitet ist. Die Fotos bringen das einigermaßen "rüber".

Wir können alle stolz auf die gemeinsame Arbeit sein!

Die beiden anderen möglichen Varianten werden am Wochenende skizziert. Wir schauen dann zusammen drüber.

Mit kreeftigem Gruß,

Franz
Zuletzt geändert von Franz am Di 9. Okt 2018, 13:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Mo 8. Okt 2018, 18:47

Hallo Zusammen!

Unsere Isabella war gestern hier, sie ließ es sich nicht nehmen in die Ausrüstung zu schlüpfen.

L1210897.jpg

L1210899#.jpg
Die Hose könnte von Lagerfeld sein. . . .


: )
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Fr 12. Okt 2018, 15:49

Freunde, nichts ist alternativlos!

Fortsetzung zum Beitrag vom Sonntag den 30. September und vom Montag den 8. Oktober.

Die Handwerker-Variante

Wir wissen, daß die historischen Darstellungen die wirkliche Ausrüstung nicht bzw. nur unzulänglich zeigen. Welche Lösungen wären um 1800 wahrscheinlich gewesen? Es waren mit ziemlicher Sicherheit einfache konstruktive Lösungen.

Helm
Zylindrischer Helm, keine Kugelform. Das Helmgerüst und die Lederhülle wären so viel einfacher zu fertigen. Der Lederhelm hätte weniger Auftrieb als bei einer Kugelform. Er wiegt nur 6 kg, ein Kupferhelm um die 20kg.

Helmfenster
Ein kreisrundes oder ein rechteckiges Fenster sind einfacher herzustellen als eine Ovalform.

Helmgerüst
Senkrechte Stäbe, kreisförmig wie Längengrade angeordnet. Umlaufender Blechstreifen auf halber Höhe zur Befestigung der Anbauten.

01.jpg
Diese Zeichnung hatten wir bereits im Herbst vergangenen Jahres vorliegen. Rundes Helmfenster, runde Gewichte mit Y-Gurtführung.

02.jpg
Helmfenster und Gewichte rechteckig. Sollte Bethell die Gewichte von Kreeft kopiert haben, hätten sie so aussehen können. Sie sind in seinem Patent abgebildet.

03.jpg
Zylindrisches Helmgerüst mit Schulterauflage. Das Gerüst kann ohne Probleme aus der Lederhülle herausgenommen werden.

Das hier ist eine Zusammenfassung verschiedener Beiträge für unsere Dokumentation. Über diese Variante wurde bereits im Herbst 2017 nachgedacht.

Gruß,
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Do 18. Okt 2018, 06:32, insgesamt 10-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Fr 12. Okt 2018, 15:55

Noch eine Alternative. . . auch nicht neu, nur weitergedacht. Sie muß auch noch in die Dokumentation.

Die Klingert-Variante

Diese hätte einen druckfesten Oberkörper. Es gibt eine Reihe von Argumenten dafür, sie sind in der TH9 auf Seite 10 gelistet, ebenso hier im Forum, Seite 13, Beitrag vom 14. Oktober 2017. So hätten die Sprachverbindung und der große Balg, wie dargestellt, funktioniert.

01#.jpg
Der Anzug von Klingert teilt sich in drei Teile:
1 Kopfbedeckung bis hinunter auf Brustmitte = Oberteil
2 Brustmitte bis Hüfte = Mittelteil
3 Hüfte bis oberhalb der Knie = Unterteil
Diese Konstruktion ist von 1797.


05 Kopie#.jpg
Das kann bei Kreeft ebenso gewesen sein. Allerdings war sein Korpus nicht aus verzinktem Blech, sondern aus einem „Gestäbe“, wenn man dem Zeitzeugenbericht folgt. Hier mit blauen linien skizziert. Das Helmtleil kann kleiner als bei Klingert sein, um Auftrieb zu sparen. Zwischen dem Mittel- und Unterteil sitzt eine Kausche, sie ist an einem der beiden Teile befestigt.


03#.jpg
Der kreeftsche Lederanzug kann einigermaßen gleich bleiben. Die Jacke ist mit dem Oberteil innen verbunden.


Der Taucher zieht zuerst das Mittel- und Unterteil an, steigt hinein. Dann folgt die Lederhose mit den Stiefeln. Danach streckt er die Arme nach oben und das Oberteil mit der Jacke wird ihm übergezogen. Der Anzug wird an der Bauch- und den Kniekauschen abgebunden (2 & 4), gegen das Wasser abgedichtet. Zusätzlich werden die Oberarme und Oberschenkel umwickelt um den Oberkörper und Kopf gegen den Wasserdruck abzuschließen, (1 & 3).
Statt einem großen, gab es wahrscheinlich zwei kleine Helmfenster um dem Wasserdruck standzuhalten. Das haben andere damals ebenso gemacht. Die Bleisandalen können bleiben wie gehabt, die Gewichte werden a la Klingert seitlich angehangen.

Ob das alles so funktioniert? Jedenfalls kann der Mann im Ruderboot jetzt den großen Balg verwenden und dem Taucher beim Atmen zuhören.

Gruß,
Franz
Zuletzt geändert von Franz am Mi 28. Nov 2018, 22:12, insgesamt 13-mal geändert.
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon oxydiver » Sa 13. Okt 2018, 06:01

Hallo Franz,

Tauchgeräte mit druckfesten Oberkörper gab es ja auch schon vor Klngert. Auch die Gestäbevariante. Immer wurde das in Zeitzeugenberichten auch beschrieben. Ich glaube das ein derartig wichtiges und auffälliges Designmerkmal nicht unbeachtet geblieben wäre und nicht irgendwo in den Kreeft Bericht und in die Zeichnungen eingeflossen wäre.
Abgesehen davon wäre man so auch absolut unbeweglich, könnte sich nicht bücken und könnte in der Gitterhose nur kleine Tippelschritte machen. Das Leder müsste ausserdem den gesamten Wasserdruck abdichten können und nicht nur den Differenzdruck der Körperhöhe des Tauchers.

Gruß Micha
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Sa 13. Okt 2018, 06:40

Micha,

dem stimme ich voll zu, es gibt sehr viele Argumente dagegen. Wegen dem großen Balg und der Sprachverbindung wäre es eine Möglichkeit gewesen. Der Vollständigkeithalber ist sie hier aufgeführt. Das Gestell um die Oberschenkel kann beweglich gewesen sein, ich schaue mal bei Klingert nach.

Damit würde ich nicht tauchen wollen. Unsere Replik ist wesentlich alltagstauglicher. . .

Gruß,
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » So 14. Okt 2018, 09:08

Hallo Micha,

das Beingestell ist beweglich gewesen. . . in der Seitenansicht sieht man den Drehpunkt, rechts oben in der Mitte.

img388#.jpg

Klingert schreibt dazu:

Klingert.jpg


Er hat Probleme mit der Abdichtung der Nähte bei Unterdruck genannt. Im Anzug war deshalb eine Lenzpumpe eingebaut.

: )
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » So 14. Okt 2018, 09:14

Hallo Zusammen,

hier eine realistischere Zeichnung zu unserem Doppelbalg.
Die erste Darstellung war stark vereinfacht.

Doppelbalg farbe neu#.jpg


Doppelbalg mit Brett neu#.jpg
Das Ganze wird noch auf ein größeres Brett montiert auf dem die "Pumper" stehen.


Po 8-169 Ss.9 xa#.jpg
Das ist im Prinzip nichts anderes als der kleine Balg von Tab 2,
senkrecht gestellt und den Hebel verlängert.


: )
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon Franz » Di 23. Okt 2018, 08:08

Hallo Zusammen!

Laut unserem Balgenbauer, wurden Balgen je nach Verwendungszweck, neben waagrechter auch in anderen Positionen gebaut. Nach seinem Urteil ist unsere Konstruktion "optimal" auf den Zweck entworfen. Er hätten den Balgen ebenso konstruiert. Dann können wir kaum falsch liegen.

Dr. Förster sucht Abbildungen von alten Balgen in stehender Position für unsere Dokumentation. Im Internet sind neben den waagrecht angeordneten Balgen für Schmiedeessen und Orgeln, diese in senkrechter Position zu finden:

01.jpg
Gerät aus der Imkerei
01.jpg (17.42 KiB) 11980-mal betrachtet


02.jpg
Gerät aus der Landwirtschaft


05.jpg
Musikinstrument mit Balg


10b.jpeg
Es ist sogar ein Taucher mit Balg und Lampe dabei. . . Diese Abbildung sehe ich zum ersten Mal. Weiss jemand mehr darüber? Aus England hat Nigel Phillips dazu geantwortet. Die Zeichnung stammt aus einem Manuskript: Palat. 767, Biblioteca Nazionale Centrale, Florence, ca. 1500, Autor unbekannt.
Peter Dick hat ebenfalls geantwortet. Das Bild wird Maestro Francesco of Siena' zugeschrieben. Das Original ist im Britischen Museum: Add. Ms. 34,113.f.180v.


Bis auf den Taucher, sind die Fotos aus heutiger Zeit. Vielleicht kennt jemand eine viel ältere Abbildung mit einem Balg in stehender Position. . . ?


Gruß,
Franz
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Re: Nachbau des Tauchanzugs von Peter Kreeft

Beitragvon oxydiver » Di 23. Okt 2018, 08:32

Hallo

den Siebe Gorman hatten wir ja schon mal:

Siebe Gorman Bellow.JPG


Aber wer sagt denn das er unbedingt senkrecht sein muss? Das ist ja nur unsere Interpretation aus Gründen der Bequemlichkeit. Wenn man wenig Bilder findet kann das auch bedeuten das es nicht üblich war?
Varianten hatte ich ja auch schon mal früher skizziert. download/file.php?id=2318&mode=view

Oder mit umgelenkten Hebel....
testbalg1.jpg


Gruß Micha
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