8. Die Chronologie der Tauchgeschichte: 1750-1800

Die Anfänge des Tauchens

8. Die Chronologie der Tauchgeschichte: 1750-1800

Beitragvon Tauch-Info-Büro » Do 4. Apr 2013, 15:54

Der Text des achten Kapitels aus „Meine illustrierte Chronologie und Bibliografie der Tauchgeschichte - Bd. I: Zeittafeln und Bilder“ (http://www.gierschner.de/tauchhistorie_ ... _vol_I.htm / ISBN 978-3-937522-24-1).

Und wieder der übliche Satz: Ist ja wohl kein echter Forumsbeitrag, ist aber wenigstens etwas. Und vielleicht wisst ihr - zufällig - Berichtigungen oder Ergänzungen? Aber bisher (leider oder glücklicherweise) hat sich noch keiner gemeldet. Meine alternative „Verlagstechnologie des Book-on-Demand“ würde es doch erlauben, jederzeit Änderungen vorzunehmen. Na ja, also weiter geht es in meiner Chronologie so:


1754
- Taucher bergen Wertgegenstände aus einem vor den Needles (>1627) gesunkenen Kriegsschiff. Der Augenzeuge Richard Pococke berichtet in seinen „Travels through England“: „Sie steigen hinab in einer aus Leder gefertigten Maschine, verstärkt an den Knien und Schultern und haben, wenn ich nicht irre, auf dem Kopf einen Helm aus Messing mit zwei ledernen Schläuchen - einen um Luft hinabzuführen und zum Sprechen, den anderen um Luft hinaufzupumpen. Sie bleiben fünf Minuten unten. Sobald der Mann unten ist, fragen sie ihn, was machst du? Und er antwortet. Sie sprechen mit ihm jede Minute. Und wenn er nicht antwortet, ziehen sie ihn hoch.“


1763
- In Russland gibt es erstmals eine Vorschrift für Taucher. Sie wird von Marineärzten zusammengestellt, erscheint in Sankt Petersburg und heißt „Spezielle Regeln für Taucher“


1764
- Der französische Erfinder Louis Dalmas stellt seine Ideen einer sehr preiswerten und leichten „Taucherglocke“ vor. Sie wird aus Leder gefertigt. Hölzerne Ringe halten die Hülle gespreizt und Gewichte ziehen das Teil unter Wasser. Die in ihr verbleibende Luft hält sie aufgebläht - das erste flexible Habitat der Geschichte?


1768-1779
- Der Engländer James Cook, Kapitän der Endeavour, unternimmt die ersten neuzeitlichen Expeditionen zur wissenschaftlichen Erforschung des Meeres. Auf einer Reihe von Reisen bestimmt er die Grenzen des größten Ozeans der Erde, des Pazifik. Als erster Mensch überquert er den südlichen Polarkreis. Er hat Gelehrte an Bord und stellt Beobachtungen über Wind und Meeresströmungen an. Er nimmt südpazifische Inseln kartografisch auf, führt Lotungen aus und sammelt wichtiges Material über Korallenriffe. Auf der zweiten Reise nehmen die beiden deutschen Naturforscher Forster, Vater und Sohn, Temperaturmessungen in der Tiefe vor (Jung).


1771
- Über den Pariser Bürger Fréminet weiß man nicht viel, außer dass er sich mit Problemen des Tauchens beschäftigt, bis 1776 vier Tauchergerätevarianten konstruiert und manches auch erprobt. Modell eins besteht eigentlich nur aus einem Luftbehälter mit Luft unter atmosphärischem Druck auf des Tauchers Rücken. Über zwei flexible Schläuche mit Rückschlagventilen und einer simplen Maske über Mund und Nase soll der Taucher aus dem Reservoir atmen. Natürlich ist das, wie mit einem überlangen Schnorchel, nur bis einen Meter Tiefe möglich.
- Der Franzose Le Sieur Dionis erklärt, er habe das Tauchfahrzeug so verbessert, dass es nun Personen viereinhalb Std. unter Wasser befördern könne.


1771-1772
- Der schwedische Chemiker deutscher Herkunft Carl Wilhelm Scheele gilt als einer der bedeutendsten Chemiker des 18. Jhs. Er entdeckt unabhängig von Priestley (>1774) und etwa zwei Jahre eher den Sauerstoff; ferner Chlor-, Blau , Wein- und Milchsäure und das Glycerin.
- Der französische Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier, einer der Begründer neuzeitlicher Chemie, nimmt die ersten quantitativen Analysen des Meerwassers vor.


1772
- Der Taucher in Fréminets (>1771) zweiter Gerätevariante trägt bereits einen ledernen Tauchanzug mit einem Kupferhelm. Unter dem Arm trägt er einen 148 cm³ fassenden Behälter, wieder mit Luft unter atmosphärischem Druck gefüllt. Behälter, Atemwege, Anzug und Helm sind zwar miteinander verbunden, aber wegen der Druckdifferenzen ist in einigen Metern Tiefe nicht einmal ein Atemzug möglich. Fréminet indes behauptet, mit diesem Gerät 32 min lang in der Seine unter der Pont Marie getaucht zu sein!


1773
- In seinen Tagebüchern der zweiten Entdeckungsfahrt (1772-1775) bewundert James Cook die großen Tauchfertigkeiten der Tahitierinnen.
- Da Fréminet (>1771, 1772) vielleicht erkennt, dass der Taucher unter Wasser nicht Luft mit atmosphärischem Druck atmen kann, versucht er nun den Taucher gegen den Wasserdruck zu schützen. Bei seinem dritten Geräteentwurf der „hydrostatergatic machine“ steckt der Taucher in einem wasserdichten Anzug, der innen mit eisernen Reifen verstärkt ist. Der Luftbehälter ist doppelt so groß, steht aber wieder nur unter atmosphärischem Druck. Das Gerät ist schwer und unhandlich, doch durch seine Metallverstärkungen und äußere Abdichtung vielleicht das erste Modell eines Panzertauchgerätes (>1784)! Im Dezember soll ein Mann unter der Pont Royal mit Fréminets Gerät 45 Minuten in 6 Meter Tiefe geblieben sein.


1774
- Der Engländer John Day baut aus einer Schaluppe ein Tauchfahrzeug namens Maria und rüstet es mit abwerfbarem Ballast (Steine) und aufschwimmbaren Signalbojen aus. Am 29. Juni startet er zu einem Tauchversuch bis in 43 m Tiefe im Hafen von Plymouth. Er wird nie wieder gesehen.
- Joseph Priestley entdeckt, unabhängig von Carl Wilhelm Scheele (>1771/72), den Sauerstoff.
- Erasmus Darwin, der Großvater von Charles, findet im Blut von zuvor unter Druck gesetzten Schafen Gasblasen - wie 100 Jahre zuvor Robert Boyle!
- Die Gazette de France publiziert folgende Mitteilung: „Am 19. März erschien der König von Schweden ... am See Wartan, um eine von Mr. Hammar erfundene Tauchmaschine zu inspizieren. Der König erteilte ihm das Privileg, nautische Gegenstände vom Grund des Sees zu bergen ... Mr. Jonas Dahlberg, Inspektor der Taucher, stieg hinab zum Grund des Sees, wo er in einem Umkreis von etwa 40 m umherlief, damit ihn der König und die Prinzessin noch laufen sehen konnten. Er sang mehrere Strophen eines Liedes, die Seine Majestät durch ein etwa 20 m langes Rohr deutlich hören konnte“ Latil et Rivoire (1956). Aber leider gibt die Gazette keine Hinweise zur Konstruktion der Tauchmaschine. Davis (1962): „Es war vermutlich eine Modifikation von Triewald’s“ Taucherglocke.“
- Cavallo schlägt Tauchern vor, den gerade entdeckten Sauerstoff in Blasen mitzuführen. Beim Auftreten von „schlechter elastischer Materien“ könne man ihn einatmen und in diese Blase auch wieder ausatmen. In der Blase befindliches Kalkwasser könne die dabei entstehende „fixe Luft“ - gemeint ist Kohlendioxid - absorbieren.
- Fréminet (>1771, 1772, 1773) schreibt in seiner 10 Jahre später erscheinenden Publikation, dass er ständig weiter an der Verbesserung seiner Erfindung gearbeitet habe, insbesondere an der Beweglichkeit der Gelenke. Und dass im Juni in der See vor Le Havre angesichts einer begutachtenden Marinekommission ein Taucher mit seinem Gerät eine Stunde in 15 m Tiefe geblieben ist und dabei u. a. einen Anker barg.


1775
- In Paris erscheint die kleine „Abhandlung über Theorie und Praxis des Baues eines Skaphanders oder Mann-Bootes“ des königlichen Zensors Abbe de la Chapelle. Sie beschreibt eine Schwimmhilfe mit korkgefüllter Jacke und Segeltuchhose für eine aufrechte Lage im Wasser, die auch „beiderlei Geschlechtern zum Amüsement“ dienen mag. Ein solcher Entwurf wird schon seit Jahrhunderten publiziert. Interessant aber, dass Chapelle das französische Wort für Taucheranzug „scaphandre“ (scaphe = griech. Boot, andro = Mann / = Mann-Boot) in die Geschichte einführt und die späteren Schweren Helmtauchgeräte lange als Skaphandertauchgeräte bezeichnet werden.
- Charles Spalding baut eine Taucherglocke mit einem Flaschenzug und einem Grundgewicht, mit dessen Hilfe der Taucher von innen die Glocke absenken und aufsteigen lassen kann. Sie lässt sich außerdem über ein absperrbares Luftfässchen mit etwas Frischluft versorgen. Spaldings Taucherglocke ist recht erfolgreich und er erhält dafür eine Auszeichnung der Society of Arts. Leider ertrinken Spalding und seinen Sohn 1783 bei einem Tauchversuch.


1776
- Fréminets (>1771, 1772, 1773) viertes Tauchergerät ist eine leichtere Version gegenüber dem 1773er-Modell, nur knapp 60 kg schwer und für geringe Wassertiefen vorgesehen. Es hat einen kupfernen Brustpanzer und ein kleines Reservoir von 130 cm³, das er auf dem Rücken trägt. Fréminet berichtet, im Juni mit diesem Gerät im Hafen von Brest Bleiplatten nahe dem Kiel dreier Fregatten genagelt und einige Bergungsarbeiten erledigt zu haben. Siehe auch 1784.
- Vielleicht erster militärischer Angriff eines Tauchbootes: David Bushnells handbetriebene Turtle, gesteuert von Sergeant Ezra Lee, versucht in der Upper Bay vor New York, die H.M.S. Eagle zu versenken. Die Turtle besitzt eine Archimedische Schraube und eine Mine mit Zeitzünder. Die Aktion misslingt. Etliche Marinefachleute bezweifeln die seinerzeit in Briefen an Washington und Jefferson beschriebene Aktion und halten sie schon aus physischen Gründen für nicht durchführbar.


1778
- Benjamin Martin, ein erfolgreicher Hersteller von optischen Geräten und Globen, veröffentlicht auch die Beschreibung eines Tauchergerätes. Danach soll der wasserdichte Anzug aus starkem Leder gefertigt werden, mit Arm- und Beinteilen und in Höhe des Gesichts mit einer Glasscheibe versehen. Das Modell würde ein halbes Fass Luft enthalten und der Taucher könnte mit dem Anzug am Grund herumlaufen. Die Konstruktion soll recht erfolgreich eingesetzt worden sein - eine wohl zweifelhafte Angabe!
- Der später für seine elektromagnetischen Forschungen berühmt gewordene französische Physiker Charles Augustin de Coulomb setzt bei Taucherarbeiten in der Seine bei seinem „bateau d’air“ genannten Caisson anstelle von Blasebälgen erstmals richtige Kolbenluftpumpen ein.


1779
- Der in Österreich lebende holländische Physiker Jan Ingen-Housz stellt in diesem Jahr seine Erfindung zur Atemluftregeneration der englischen Royal Society vor. Danach soll die Ausatemluft wieder durch eine Flasche mit Kalkwasser eingeatmet werden.
- Durch den berühmten englischen Ingenieur John Smeaton findet die Luftpumpe in der Taucherei vielleicht erstmals ihre praktische Anwendung. Außerdem setzt Smeaton die Taucherglocke - ebenfalls vielleicht erstmals - erfolgreich im Bauwesen ein, und zwar bei einer Reparatur der Brücke bei Hexam in Northumberland. Seine ursprüngliche Konstruktion ist eigentlich nur ein rechteckiger hölzerner Kasten von 0,6 m x 1,0 m lichter Weite und 1,2 m Höhe, der nicht ganz versenkt wird. Daher kann Smeaton die Pumpe noch auf dem Dach montieren lassen.


1782
- Der reiche Schiffseigner William Tracey versucht vergeblich in diesem und dem folgenden Jahr mit völlig ungeeigneter Tauchausrüstung die 1782 gesunkene Royal George zu bergen. Vermutlich benutzt er ein Gerät ähnlich der von Desaguliers (>1728) beschriebenen „Tauchmaschine“. Er hat Glück: Er kommt wenigstens mit dem Leben davon.
- Am 4. August strandet in den Klippen vor Südafrika, 200 km südlich von Durban und nur 30 m vom Ufer entfernt, die der Ostindischen Compagnie gehörenden Grosvenor. Der 450-t-Segler ist mit sagenhaftem Schätzen an Gold, Silber, Edelsteinen und wahrscheinlich dem weltberühmten Pfauenthron des Großmoguls beladen. Die meisten der rund 150 Menschen können sich an Land retten, gehen aber dort zugrunde. Stürme zerschlagen das Schiff und über die Reste häuft sich Treibsand. Fast alle späteren Bergungsunternehmen scheitern erfolglos.


1783
- Der Berliner Wanderprediger J. F. Zöllner schlägt vor, den nur wenige Jahre zuvor von Scheele/Priestley entdeckten Sauerstoff zum Tauchen zu verwenden. Es würde die Nutzungsdauer von Taucherglocken wesentlich verlängern. Alle anderen Stoffe in der Luft hält er für „unnötiges Beiwerk“.
- Ein Franzose namens Forfait unterbreitet der Akademie der Wissenschaften in Rouen einen weiteren Vorschlag für einen neuen Tauchanzug („machine à plonger“). Mit zwei an dem Anzug befestigten Verkleidungen beabsichtigt Forfait, den Auftrieb seines Anzugs zu regeln.
- Laut Davis (1962) findet sich in der Encyclopédie Methodique der Hinweis über ein „Tauchgerät“ des bedauernswerten Pilatre de Rozier (er verunglückt 1785 mit einem Heißluftballon). Sein Gerät besteht aus einem über die Nase reichenden Schlauch, dessen Ende auf dem Wasser schwimmt. Ausgeatmet wird über den Mund. Rozier erprobte es zwar nicht im Wasser, glücklicherweise, aber mit einem 12 m langen Schlauch in nicht atembarer Atmosphäre - das erste „Gastauchgerät“ der Geschichte. Rozier soll auch an der Entwicklung eines Gerätes mit Atemluftregeneration gearbeitet haben.
- Der Engländer John Braithwaite betreibt mit seinen drei Söhnen in London, Soho, eine Maschinenbauwerkstatt, die u. a. Pumpen und Feuerlöschgerät herstellt. John und Söhne konstruieren auch eine kastenförmige Taucherglocke mit eigener Luftversorgung, einer Luftpumpe und perfektionieren von der Oberfläche aus zu bedienende Werkzeuge. Der erste kommerzielle Einsatz der Taucherglocke erfolgt bei Bergungsarbeiten an der im Vorjahr gesunkenen Royal George. Die Braithwaites bergen einen Anker und mehrere eiserne Kanonen.


1784
In Paris erscheint Fréminets Druckschrift „Précise sur la Machine Hydrostatergatique inventée par le Sieur Fréminet“ - und breitet damit späteren Tauchhistorikern einiges Kopfzerbrechen! Die dort beschriebenen Geräte (>1771, 1772, 1773, 1776) erlauben keinesfalls die genannten Tauchleistungen. Vielleicht, so vermutet Nigel Phillips (2005), wollte er seine Erfindungen vor Nachbauten schützen? Fréminet nennt honorige Zeugen. Admiral Marquis de Chabert legt ein umfangreiches Dossier an. Der Historiker Maurice Delpeuch hatte es um 1900 selbst in der Hand (bevor es aus dem Archiv spurlos verschwand), um daraus Zeichnungen für „La navigation sous-marine“ (ca. 1902 und ff.) anzufertigen. Fréminet selbst hat keine Konstruktionspläne hinterlassen. Danach schwebt neben dem gepanzerten Taucher (>1773) ein deutlich größerer Luftbehälter mit internem Blasebalg und Federmotor zur Luftzirkulation. Taucher und Luftbehälter hängen an Seilen und sind über zwei Atemschläuche miteinander verbunden. Ein derartiges Gerät könnte in geringen Tiefen eine Zeit lang funktioniert haben.


1785
- Ende September taucht John Braithwaite (>1783) an der Wrackstelle des Ostindienseglers Nancy, der vor der Scilly-Inseln gescheitert war. Da nichts Wertvolles zu finden ist, segelt er mit seiner Schaluppe und dem Bergungsgeschirr weiter nach Gibraltar und hebt etliche Kanonen von spanischen Kriegsschiffen, die 1782 die Engländer dort versenkten.
- Das Tauchgerät des Jürgen C. Weiss, einem Stärkemehlfabrikanten aus Itzehoe, besteht aus einem mit Blechen verstärkten Lederanzug. Über zwei mit Drahtgeflecht ausgesteifte knapp 3 m lange lederne Luftrohre soll der Taucher seine Atemluft einsaugen und ausatmen. Ein Mundstück mit Ventilen sorgt für die getrennte Steuerung von Zu- und Abluft. 1785 unternimmt er damit mehrere Tauchversuche - vor Zeugen bis in knapp 3 m Tiefe - in der Itzehoe durchfließenden Stör: Der erste bekannt gewordenen Tauchgeräteversuch in Deutschland!


1786
- Francois H. S. de Aulanye konzipiert Ideen zur Entwicklung eines Kreislaufgerätes mit Atemluftregeneration.


1788
- John Braithwaite (>1783) versucht im Auftrag der Ostindischen Kompanie Wertsachen und Fracht aus dem vor den Kapverden gescheiterten Ostindiensegler Hartwell zu bergen. Mit von der Partie ist auch William, der jüngste seiner drei Söhne. In den Kompanieunterlagen ist eine Zahlung von 350 Pfund an William vermerkt. In diesem Jahr kann wegen des schlechten Wetters nur wenig getaucht werden.
- John Smeaton (>1779) verbessert seine Taucherglockenkonstruktion durch den Einbau einer Kolbenluftpumpe. Er setzt sie bei Bauarbeiten im Hafen von Ramsgate ein.


1789
- Der französische Chemiker Antoine Laurent Lavoisier gilt als einer der bedeutendsten Chemiker. Sein Beitrag zur „Tauchphysiologie im weitesten Sinne“: Er entdeckte die Giftigkeit von Sauerstoff auf den Organismus bei erhöhter Konzentration.
- Die Söhne John „junior“ und William Braithwaite (>1783) führen die Bergungsarbeiten an der Hartwell in diesem und dem folgenden Jahr weiter. Senior Braithwaite bleibt in London. Ausbeute der Braithwaites: über 100 000 Silbermünzen („Säulendollar“), 7000 Bleibarren, 360 Zinnkisten und weitere Wertsachen. Dann scheinen sich die Herren, reich belohnt, zurückgezogen zu haben. Man hört von ihnen erst wieder 1805/06.


1790
- In der Nacht zum 3. Januar versenkt eine Flutwelle die 26 m lange Zweimastbrigg Télémaque vor Quillebeuf in der Seinemündung. Sie versinkt 120 m vom Ufer entfernt in rund 10 m Tiefe. An Bord der Kronschatz von Ludwig XVI. und das Vermögen vieler Adelsfamilien, der vor dem Zugriff der Pariser Revolutionäre nach England in Sicherheit gebracht werden sollte. Bald lagern sich Sand und Schlamm über das Wrack. Alle späteren Bergungsversuche scheitern. Die Brigg gerät fast in Vergessenheit und nach einem misslungenen Bergungsversuch 1841/42 erst >1939 wieder in die Schlagzeilen.
- Angeregt durch Coulomb (>1779) lässt Smeaton (>1788) für Hafenarbeiten im Ramsgate Harbour eine neue quadratische Taucherglocke bauen. Ihre Hauptmerkmale werden dann über 100 Jahre gültig sein - und auch ihr Einsatzgebiet: UW-Bauarbeiten. Diese Glocke ist aus Gusseisen gefertigt und wird mit Frischluft über einen Schlauch und einer in einem Boot untergebrachten Luftpumpe versorgt.
- Robert Menzies versucht sich in der Entwicklung eines Kreislaufgerätes mit Atemluftregeneration.


1791
- Der Naturforscher Labillardière besucht mit einer französischen Expedition Tasmanien und staunt über die taucherischen Fähigkeiten der Eingeborenen.
- Samuel Peal lässt sich ein Verfahren patentieren, in dem in Terpentin gelöster Kautschuk auf Gewebe aufgetragen werden kann. Dennoch dauert es noch über 20 Jahre, ehe sich gummiertes Gewebe in Form des „MacIntosh“ (>1823), einem wasserdichten Regenmantel, durchsetzt und dieses Material 1828 durch Auguste Siebe auch für Taucheranzüge eingesetzt wird.


1792
- Joseph August Schultes, derzeit noch Medizinstudent, schlägt vor, die Aufenthaltszeit unter Wasser von Tauchern und Insassen von Unterwasserfahrzeugen mit Hilfe von kugelförmigen Druckluftbehältern (ähnlich jenen von Windbüchsen) zu verlängern oder gar Sauerstoff zu verwenden. Die Druckluft soll dem Taucher dabei über einen unten offenen Taucherhelm zugeführt werden.


1793
- Taucher zerschneiden Ankertaue von gegnerischen Schiffen bei Mayenne in Frankreich (Jung).


1794
- Thomas Beddoes und James Watt (Part II 1795) veröffentlichen in Bristol das erste Buch über die Behandlung von Erkrankungen mit Sauerstoff, das zweibändige „Considerations on the Medical Use of Factitious Air…“


1795
- Voigt versucht die Entwicklung eines Kreislaufgerätes mit Atemluftregeneration.
- Auch berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt beschäftigt sich zwischen 1795 und 1799 mit der Konstruktion eines einfachen Kreislaufgerätes mit Atemluftregeneration.


1796
- J. A. Schultes sendet seine Idee des unabhängigen Tauchgerätes an den französischen Chemiker Antoine-Francois de Fourcroy nach Paris mit der Bitte, diese zu prüfen. Fourcroy interessierte sich dafür und antwortete, er wolle ein solches Tauchgerät bauen und testen. Unbekannt bleibt, ob er das auch tat.


1797
- Karl Heinrich Klingerts Tauchmaschine kann als einer der Vorläufer der Panzertauchergeräte bezeichnet werden. Sein eisernes Gehäuse wird über zwei Schläuche mit Luft versorgt. Arme und Beine sind ungeschützt dem Wasserdruck ausgesetzt. Doch Klingerts Taucher Joachim begnügte sich mit wenigen Meter Tiefe und deshalb kann die Tauchmaschine auch mehrere Male mit einigem Erfolg erprobt werden.
- Klingerts im gleichen Jahr konzipierte, aber noch bis 1822 geheim gehaltenes autonomes Tauchergerät soll einen offenen Taucherhelm besitzen sowie einen separaten Druckbehälter. Der kontinuierliche Luftstrom aus dem Behälter soll das Wasser aus dem Helm verdrängen. Klingert baut später auch noch einen einstufigen Kompressor, der den Behälter mit bis zu 15 bar füllen kann.
- Robert Percival, Offizier der britischen Marine, veröffentlicht 1803 ein viel beachtetes Buch mit einer „Beschreibung von der Insel Ceylon, enthaltend Nachrichten von ihrer Geschichte, Geographie, Naturbeschreibung und von den Sitten und Gebräuchen ihrer Einwohner ... mit einem Zusatze über die Perlenfischerey“. Darin teilt er mit, dass er 1797 bei den Perlentauchern von Anjango einen Taucher beobachtete, der 6 min unter Wasser bleiben konnte.


1798
- Im Januar bleibt in Toulon der französische Galeerensträfling Burlet mit dem von ihm erfundenen Tauchgerät – unter Assistenz des Aufsehers und Miterfinders Sardou – eine Std. unter Wasser und demonstriert vor einer Zuschauermenge erfolgreich UW-Arbeiten. Davis (1962): „Von dem Apparat sind praktisch keine Details bekannt, aber es scheint eine Art Taucheranzug gewesen zu sein, versorgt mit Luft mit Hilfe von Blasebälgen und er hatte eine Röhre, um mit der Oberfläche zu sprechen.“
- In der „Seeschlacht am Nil“ zwischen England und Frankreich explodiert am 1. August die Pulverkammer des brennenden französischen Flaggschiffs L’Orient. Das Wrack, knapp 1000 Mann und vermutlich ungeheure Werte aus dem Gold- und Silberschatz des Malteserordens sowie die Löhnung für die französische Flotte versinken in der Bucht von Abukir, 23 km östlich Alexandrias, in knapp 20 m Tiefe. Erst im Jahr >1951 beginnen ernsthafte Bergungsversuche durch die genuesische Fa. SORIMA.
- Der russische Kaufmann Bikov soll eine Maschine für Unterwasserarbeiten erfunden haben. Keine Informationen über weitere Details oder zu ihrer Konstruktion.


1799
- Am 9. Oktober strandet in einem Orkan die britische 900-t-Fregatte Lutine vor der niederländischen Insel Terschelling auf einer Sandbank in nur 5 m Tiefe. An Bord enorme Mengen an Gold und Silber, von dem ein Teil bei Lloyds für 1,5 Mio. Pfund versichert war. Fast alle Leute - rund 300 Mann - kommen ums Leben. Da die Lutine zunächst bei Niedrigwasser leidlich gut erreichbar ist, beginnen bald einheimische Fischer und allerlei Schatzsucher sich zu bedienen, ehe offizielle holländische Bergungsunternehmen eingreifen und auch Wachen in der Nähe postiert werden. In einem Wintersturm 1801 verschwindet schließlich das Wrack. Mindest acht Zehntel der Ladung bleiben im Schwemmsand.


1800
- Die Nautilus des amerikanischen Erfinders Robert Fulton läuft in Rouen vom Stapel. Besonderheiten: metallener Druckkörper, Tiefenruder und ein Segel.
- Peter Kreeft erprobt in der Ostsee in wenigen Metern Tiefe einen geschlossenen Taucheranzug mit Blasebalgbelüftung und Sprachrohr. M. Jung (2000) wirft die Frage auf, ob ihm vielleicht Klingert (>1797) bei der Entwicklung half oder gar das ganze Gerät baute.
- Zwei Schotten, Alexander Lindsay und Captain Sydney Turner gelingt es, rund 2000 Goldmünzen - nur ein Bruchteil des Millionenschatzes - aus der Grosvenor (>1782) zu bergen.
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