3. Die Chronologie der Tauchgeschichte: 1001-1500

Die Anfänge des Tauchens

3. Die Chronologie der Tauchgeschichte: 1001-1500

Beitragvon Tauch-Info-Büro » Di 10. Jan 2012, 20:52

Der Text des dritten Kapitels aus „Meine illustrierte Chronologie und Bibliografie der Tauchgeschichte - Bd. I: Zeittafeln und Bilder“ (http://www.gierschner.de / ISBN 978-3-937522-24-1).

Und wieder der übliche Satz: Ist ja wohl kein echter Forumsbeitrag, ist aber wenigstens etwas. Und vielleicht wisst ihr - zufällig - Berichtigungen oder Ergänzungen? Meine „Verlagstechnologie des Book-on-Demand“ erlaubt es, jederzeit Änderungen vorzunehmen. Also, weiter geht die Geschichte so:


1001-1099
- Slawische Krieger sollen sich der Verfolgung entzogen haben, indem sie sich durch Schilfrohre atmend auf dem Grund eines Flusses verbargen.

1190
- In dem frühen deutschen Schelmenroman von „Salman und Morolf“ erscheint ein Hinweis auf ein „schiffelin“ mit pechgedichteten ledernen Wänden und einem Schnorchel, in dem sich der Held vor seinen Verfolgern unter Wasser versteckt.
- Während des 3. Kreuzzuges kommt es wiederholt zu Kämpfen zwischen den Schiffen Richard Löwenherz’ und den des Saladins. Nach M. Paris sollen einmal auch Taucher zu feindlichen Schiffen geschwommen sein und sie angebohrt haben. A. Jal glaubt indes, dass die Taucher nur die Ruder blockiert hätten, berichten Latil und Rivoire (1956).

1191
- Der ägyptische Taucher Ahsan-ul-Ghawasin bzw. Issa (Isa) wird durch allerlei Kriegstaten berühmt. Er entkommt bei der Niederlage der Flotte Saladins als Einziger schwimmend und tauchend. Später schmuggelt er im Schutze der Nacht Geld und Nachrichten in die durch eine Seeblockade abgeriegelte Stadt Saint-Jean d’Acre. Er pflegt dabei, gewöhnlich unter den Schiffen der Belagerer hindurchzutauchen. Es wird auch berichtet, dass er sich eine „kleine Atemmaschine“ gebaut habe mit einem Blasebalg und einem schweren Steingürtel, die es ihm erlaubte, dicht unter der Wasseroberfläche zu bleiben.

1195
- Seit Ende des 12. Jhs. begeistert ein geschickter Taucher die Legendenerzähler mit sagenhaften Tauchleistungen: Nicolas Pesce bzw. Nicholas, der Fisch oder auch Nicolas Pescecola. Nicolas soll vor Kaiser Friedrich II. in Messina Proben seines Könnens abgelegt haben und könnte auch das Vorbild für die Gestalt in Cervantes Don Quichotte und Schillers Taucher gewesen sein.

1203
- Bei der Belagerung der Insel Andelys in Frankreich durch König Philip Augustus kappen Taucher die Schiffsverankerungen der Angreifer. Ihr Taucher Gauberte wiederum schmuggelt entzündliches Material in die Verteidigungsanlagen und brennt diese nieder.

1266
- Der gelehrte Franziskaner-Mönch Roger Bacon fasst seine wichtigsten Erkenntnisse in den 4 Bänden seines Hauptwerkes Opus majus zusammen. Er sagt auch künftige Erfindungen wie Schiffe und Wagen mit eigenem Antrieb voraus. In dem Abschnitt Opera quaedam hactenus schreibt Bacon „Man kann Instrumente zum Gehen auf dem Wasser herstellen sowie zum Tauchen ohne irgendwelche Gefahr, wie Alexander der Große solche Vorrichtungen herstellen ließ“ Feldhaus (1924). Mit anderen Worten, Bacon denkt an eine Taucherglocke. Andere Autoren datieren seine Anmerkungen in das Jahr 1240 oder glauben, Bacon habe bereits ein Tauchfahrzeug gekannt.

1291
- Während der Rückreise aus China ins heimatliche Venedig besucht Marco Polo auch Ceylon (das heutige Sri Lanka). Dort begegnet er auch tauchenden Einheimischen. Ceylons Taucher werden in späteren Jahrhunderten immer wieder Aufmerksamkeit erregen.

1331
- Der marokkanische Reisende Ibn-Batoutah berichtet, dass die Perlentaucher am Persischen Golf eine aus dem Panzer von Schildkröten gefertigte Taucherbrille und eine Nasenklammer verwenden.

1400-1499
- In seinem erst 1899 veröffentlichten Werk aus dem 15. Jh. weist der französische Admiral Jehan de Bueil auf Möglichkeiten von UW-Sabotageakten hin. Man braucht „... gewisse Männer, die in der Kunst des Tauchens gut instruiert und fähig sind, unter Wassser ihren Atem für eine lange Zeit anzuhalten, so dass sie während der Schlacht ungesehen gegen den Feind schwimmen können, um mit großen Bohrern in die feindlichen Schiffswände Löcher zu bohren, damit das Wasser wie durch ein Sieb eindringen und das Schiff zum Sinken bringen kann.“ (Latil et Jean, 1956)
- In einer aus dem Kloster Rheinau stammenden Handschrift befindet sich auch ein koloriertes Pergament mit der Zeichnung eines Tauchers. Daneben steht: „Also versarg einen Man, so mag er in dem Wasser gan.“

1400
- Von den Fertigkeiten der Ritter verlangt Johannis Rothe: „Die zweite, dass er schwimmen kann, dass im Wasser dreiste er tauche, dass sich krümm’ und dreh der Mann auf dem Rücken und auf dem Bauche.“
- Auch in einer Schrift Thevenots heißt es, dass jene, die zu Rittern geschlagen werden sollten, zuvor öffentlich Beweise ihrer Fähigkeiten im Schwimmen und Tauchen ablegen mussten.

1405
- In diesem Jahr vollendet Conrad Keyser seine insgesamt 10 Bände umfassende technische Bilderhandschrift „Bellifortis“, in der sich auch Zeichnungen von Tauchanzügen befinden.

1421
- Ein genuesischer Taucher durchtrennt mit einer Kneifzange die Ankertaue der vor Bonifacio liegenden Flotte von Alphons V, König von Aragon, und stiftet so Verwirrung unter den Spaniern.

1430
- Als „Anonymus der Hussitenkriege“ bezeichnet man den Urheber einer um 1430 angefertigten Skizze. Danach soll die Luftversorgung des mit einem zweiteiligen Tauchanzug bekleideten Tauchers über einen von Schwimmern an der Wasseroberfläche getragenen Luftschlauch erfolgen.

1438
- Die älteste bekannte Bilderhandschrift des italienischen Mathematikers Jacobo Mariano, genannt „Taccola“, der Schweigsame, befindet sich im Besitz der Münchner Staatsbibliothek. Sie soll nach Feldhaus (1931) u. a. auch die Zeichnung eines Tauchers enthalten mit Lederbekleidung, Augengläsern und Bleisohlen unter den Füßen. Davis (1962) indes berichtet von einem in Venedig lagernden Manuskript, geschrieben um 1450, mit der Abbildung eines hinabschwimmenden Tauchers mit einer Atemluftblase vor dem Mund.

1440-1470
In genannter Zeit entsteht das in niederalemanischem Dialekt geschriebene „Fischbuch vom Bodensee“, eine handschriftliche Sammlung von Fischrezepten. Es befindet sich in einer Handschrift der Donaueschinger Schlossbibliothek, Codex 792, auf Blatt 48r bis 53v. Unter X wird vorgeschlagen „Visch zu vachen mit einem ror“ (Fisch mit einem Rohr zu fangen). In dem Text rät der unbekannte Verfasser zum Bau eines Tauchgerätes, einen „...jackenartig verlängerten Taucherhelm, der im Gürtelbereich wasserdicht abschließt. Er verfügt über zwei verglaste Sichtöffnungen und eine weitere Öffnung für den Schnorchel. Der biegsame Schnorchel (ror) ist an einem hölzernen Schwimmer aufgehängt“ (Gundolf Keil).

1446
- Im italienischen Lago di Nemi, rund 25 km südöstlich Roms, liegen in rund 20 m Tiefe zwei Luxusbarken aus der Regierungszeit der römischen Kaiser Caligula (37-41) oder Claudius (41-54). Der italienische Architekt Leon Battista Alberti versucht, die Schiffe zu bergen. Nach dem extra aus Genua angeforderte Schwimmer bzw. Nackttaucher die Wracks lokalisiert haben, lässt Alberti ein Floß aus Fässer bauen, um ein Schiff mit Seilen und Haken zu heben. Der Versuch scheitert und nur Teile einer großen Statue tauchen auf. Siehe 1531, 1535, 1827, 1895 und 1932.

1450-1500
- Aus genanntem Zeitraum stellt M. Jung (Tauchgeschichte, 1999, S. 91; Atemreglerhistorie, 2000, S. 14-15) Abbildungen von frühen Taucherdarstellungen vor, die er teils in der Prager Nationalbibliothek abpauste. Die Quellenangaben sind leider widersprüchlich und „Hartliebs Kriegsbuch“ ließ sich bibliografisch bisher nicht ermitteln. Auf genauere Quellennachweise ist zu hoffen und meine Zuordnung von Abbildungen, etwa zu Ritter Ludwig von Eybe zu Hartenstein (>1500), steht daher noch unter Vorbehalt.

1460
- Der italienische Militärtechniker Roberto Valturio stellt auf einer Zeichnung ein stromlinienförmiges Tauchboot vor, mit handbetriebenen Schaufelrädern und für den Transport zerlegbar in drei Teile. Und er berichtet, dass es bisher noch keinem Taucher gelungen sei, die Bordwand eines feindlichen Schiffes anzubohren (Latil et Rivoire, 1956).

1466
- Ungefähr zu dieser Zeit unterbreitet der Humanist Bartolus dem Papst Innozenz VIII (dieser Papst gilt als Vater der Hexenprozesse) das Angebot, mit einem neuen Tauchapparat Schätze aus gesunkenen Schiffen zu heben.

1480
- In dem mit 650 Zeichnungen reich illustrierten „Weimarer Wunderbuch“ - es gilt als die seinerzeit vollständigste militärtechnische Darstellung - findet sich auch die Zeichnung eines mit einem Lederhelm ausgestatteten „Tauchers“.

1488-1510
- In der Zeit etwa zwischen 1488 (Pariser Handschrift) und 1500 (Codex Atlanticus) skizziert und notiert Leonardo da Vinci allerlei Gedanken zur Taucherei, darunter auch Skizzen von Schnorcheln, einer Schwimmflosse, Taucherbrillen „aus Eisglas“, eine Vorrichtung zum Aufbrechen von Schiffsrümpfen und ein geheimnisumwittertes „autonomes Tauchgerät“.

1498
- Kolumbus entdeckt auf seiner dritten Reise die „Perleninsel“ Cubagua in der Nähe Venezuelas. Die einheimischen Perlentaucher werden gnadenlos ausgebeutet, Kolumbus kehrt mit 40 kg Perlen zurück. Cubagua und die nahe liegende Insel Margarete sind 50 Jahre Quelle europäischer Perlensüchte.
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